Katholiken und Orthodoxe dringen auf gemeinsamen Ostertermin

Neuer Schwung in altes Thema

Katholiken und Orthodoxe in Deutschland dringen auf einen gemeinsamen Ostertermin für die westliche und östliche Christenheit. Die Bemühungen um ein einheitliches Datum für das "Hauptfest der Kirche in Ost und West" sollen bald aus Gründen der Einheit und der Glaubwürdigkeit intensiviert werden. Die Kirchen beleben damit ein jahrzehntealtes Thema in der weltweiten Ökumene.

Christen gedenken am Karfreitag des Kreuzestodes Jesu Christi (KNA)
Christen gedenken am Karfreitag des Kreuzestodes Jesu Christi / ( KNA )

In der jetzt in Deutschland vorgestellten rund 30-seitigen Broschüre der Gemeinsamen Kommission der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland heißt es: Die Trennung bei der Feier des Osterfestes schmälere das "gemeinsame Zeugnis von Katholiken und Orthodoxen gegenüber der nichtchristlichen Welt". Das Dokument "Das Kirchenjahr in der Tradition des Ostens und des Westens - II. Ostern - Das Hauptfest der Kirche in Ost und West" wurde vorgelegt vom Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller und dem orthodoxen Metropolit Augoustinos von Deutschland.



Bischof Müller, der Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz, äußerte die Hoffnung, dass die 26-seitige Broschüre katholische wie orthodoxe Gläubige dazu anrege, "sich durch die Beschäftigung mit den Riten und Bräuchen der eigenen wie der jeweils anderen Kirche die zentrale Botschaft des christlichen Glaubens neu zu vergegenwärtigen". Der Glaube an die Auferstehung Jesu müsse darüber hinaus einer zunehmend säkularisierten Welt verkündigt werden.



Augoustinos zeigte sich bei der Vorstellung der Broschüre überzeugt, dass der Text ein wichtiges "Zeugnis gemeinsamen Glaubens in einer zunehmend glaubensfernen Gesellschaft" sei. Die praktische Ökumene habe auch eine missionarische Dimension, betonte der Erzbischof, der Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz ist.



In diesem Jahr feiert die westliche Christenheit am 8. April, die orthodoxe Weltkirche am 15. April Ostern. Die meisten orthodoxen Kirchen orientieren sich am alten julianischen Kalender, während die westlichen Kirchen sich nach dem gregorianischen Kalender richten. Deshalb sind die Termine für Ostern in den meisten Jahren unterschiedlich.



Auch Weltkirchenrat wünscht gemeinsames Datum

In den vergangenen zehn Jahren feierten Christen aus Ost und West fünf Mal an den selben Tagen. Die nächsten gemeinsamen Daten für das Osterfest sind nach Angaben des Weltkirchenrates in den Jahren 2014, 2017 und 2025.



Auch der Weltkirchenrat hatte im vergangenen Jahr alle Christen aufgerufen, sich auf ein gemeinsames Datum für das Osterfest zu einigen. Dies wäre ein deutliches Zeichen der Einheit, hatte der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) im April 2011 erklärt. Ein gemeinsames Datum für das Osterfest sende ein starkes ökumenisches Signal aus. Im ÖRK sind rund 350 protestantische, orthodoxe und andere christliche Kirchen vereinigt. Die Mitglieder repräsentieren 560 Millionen Gläubige. Die katholische Kirche ist nicht Mitglied im ÖRK.