Katholikenkomitee vermisst solide Vorschläge von Benedikt XVI.

Kritik am emeritierten Papst

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, gibt die Kritik von Benedikt XVI. an einem "etablierten und hochbezahlten Katholizismus" in Deutschland zurück.

Thomas Sternberg / © Harald Oppitz (dpa)
Thomas Sternberg / © Harald Oppitz ( dpa )

Dies beträfe allenfalls die Bürokratie der Generalvikariate, sagte Sternberg auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur am Donnerstag in Bonn. "Zudem möchte ich daran erinnern, dass er selber als Münchner Erzbischof mit dieser Struktur gearbeitet und nichts geändert hat." Er vermisse bei der Kritik solide Korrekturvorschläge.

Kritische Papstworte im Interview-Buch

Der emeritierte Papst hatte sich im neu erschienenen Interview-Buch "Letzte Gespräche" von Peter Seewald kritisch geäußert. Darin sieht er in Deutschland einen seiner Ansicht nach "etablierten und hochbezahlten Katholizismus" am Werk. Dazu kämen angestellte Katholiken, die der Kirche in einer Gewerkschaftsmentalität gegenüberträten. Kirche sei für sie nur der Arbeitgeber, den man kritisch sehe. Diese Art von Katholiken kämen nicht aus einer Dynamik des Glaubens, sondern seien eben in so einer Position.

Die große Gefahr der Kirche in Deutschland ist seinen Worten zufolge dass sie so viele bezahlte Mitarbeiter habe und dadurch ein Überhang an "ungeistlicher Bürokratie" da sei, so der 89-Jährige. Die Italiener könnten sich so viele bezahlte Leute gar nicht leisten, die Mitarbeit basiere großteils auf Freiwilligkeit. So baue etwa das regelmäßige große Katholikentreffen in Rimini vollkommen auf Überzeugung auf. Alles machten dort Freiwillige. Ihn betrübe diese Situation, dieser Überhang an Geld, das dann doch wieder zu wenig sei. Dazu komme die Häme, die in deutschen Intellektuellen-Kreisen vorhanden sei.

Dennoch wollte der frühere Papst in Bezug auf seinen Deutschlandbesuch 2011 nicht von "Enttäuschung" sprechen. Natürlich sei ihm bewusst gewesen, dass Kräfte des etablierten Katholizismus nicht einverstanden sein würden mit dem, was er sagen würde.

Andererseits habe seine Rede Nachdenklichkeit geschaffen, habe stille Kräfte in der Kirche inspiriert und sie ermutigt. Es sei ganz natürlich, dass solche Überlegungen ein unterschiedliches Echo hervorrufen würden. Wesentlich aber sei die Nachdenklichkeit und Bereitschaft zur wirklichen Erneuerung, so der emeritierte Papst.

Sternberg: Vieles schon bekannt

"Ganz viel was Benedikt XVI. sagt, ist alt und hat er schon früher geäußert", so Sternberg. "Einer Kirche vorzuwerfen, sie sei gut organisiert, kann ich nicht ohne Weiteres als Vorwurf verstehen, schließlich betrifft dies beispielsweise auch die Arbeit der Hilfswerke", so der ZdK-Präsident. Er halte nicht viel davon, alle Mitarbeiter über einen Kamm zu scheren.

Jedoch fügte Sternberg hinzu: "Der emeritierte Papst ist ein sehr kluger Mann, der für die Kirche Großes geleistet hat, deswegen sollte unsere Kritik an seinen Worten nicht zu kleinteilig ausfallen."


Quelle:
KNA