Katholikentag diskutiert über Umgang mit Homosexuellen

"Schwule sind von Gott gewollt"

Am dritten Tag des Katholikentags in Münster ist über den Umgang der Kirche mit Homosexuellen diskutiert worden. Die Redner kritisierten dabei die Haltung der Kirche und warben um mehr Dialog mit Homosexuellen. 

Mit Homosexualiät tut sich Kirche schwer (dpa)
Mit Homosexualiät tut sich Kirche schwer / ( dpa )

Ex-Bundesministerin Barbara Hendricks (SPD) hat den Umgang der katholischen Kirche mit homosexuellen Partnerschaften kritisiert. Die Kirche habe aus ihrer Sicht zwar das Recht, das Sakrament der Ehe der Verbindung von Mann und Frau vorzubehalten, "aber sie darf schwulen und lesbischen Paaren einen Segen nicht verweigern", sagte Hendricks am Freitag beim Katholikentag in Münster. Die SPD-Politikerin ist Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und mit einer Frau verheiratet.

Hendricks kritisierte auch eine mangelnde Solidarität der Amtskirche mit verfolgten Homosexuellen. Es dürfe nicht sein, dass wie in Uganda die Bischöfe zu Pogromen gegen Homosexuelle schwiegen, die von evangelikalen Christen geschürt worden seien. "Ihnen müsste der Vatikan den Rücken stärken, damit die Bischöfe aufstehen und sagen: 'Nein, auch die Homosexuellen sind Geschöpfe Gottes.' Eine ernst gemeinte Entschuldigung der Kirche für das jahrhundertelange Unrecht gegenüber Homosexuellen erfordere "mutige Schritte in der Weltkirche".

Kirche soll Schwulen zuhören

Auch der Essener Weihbischof Ludger Schepers erklärte, die Kirche müsse ihre Schuldgeschichte beim Umgang mit Homosexuellen offen anerkennen und ihnen zuhören. "Schwule sind von Gott gewollt, da gibt es nichts zu diskriminieren." Das Thema Sexualität sei in der katholischen Kirche "überproportional vertreten", so Schepers, der der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz angehört. Papst Franziskus habe aber Türen geöffnet für eine Versöhnung zwischen der Kirche und Homosexuellen.

Der frühere Sprecher des Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland (LSVD), Manfred Bruns, äußerte sich mit Blick auf grundlegende Reformen in diesem Punkt skeptisch. Das Unfehlbarkeitsdogma der Kirche würde auf dem Spiel stehen, "wenn sie zugeben würde, dass sie jahrhundertelang falsch gelegen hat". Die Kirche sei reformunfähig, solange sie von einer "Riege alter Männer geführt wird, die keine erfüllte Partnerschaft erlebt", so Bruns. Er selbst, der nach eigenen Worten aus einer streng katholischen Familie stammt, habe als junger Mann darüber nachgedacht, sich umzubringen. Dann habe er jedoch erkannt: "Mein Gott ist schwul und er ist mit mir sehr einverstanden."

Essener Weihbischof fordert neuen Umgang der Kirche mit Homosexuellen

Auch der Essener Weihbischof Ludger Schepers hat sich für einen neuen Umgang der katholischen Kirche mit Schwulen und Lesben ausgesprochen. Die Kirche müsse "ihre Schuldgeschichte anerkennen in der Verfolgung und Missachtung dieser Menschen", sagte Schepers am Freitag nach Angaben des Bistums bei dem Podiumsgespräch der Arbeitsgemeinschaft "Homosexuelle und Kirche" auf dem Katholikentag in Münster. Er wünsche sich, "dass es darüber eine offene Diskussion in der Deutschen Bischofskonferenz, aber auch bei unseren Kontakten in der Weltkirche gibt", erklärte der Weihbischof.

Papst Franziskus habe mit seinem Schreiben "Amoris Laetitia" (die Freude der Liebe) und der darin enthaltenen Absage an die Diskriminierung von Homosexuellen eine "Steilvorlage" geliefert, erklärte Schepers weiter. Gerade im internationalen Kontext erlebe er in der Kirche aber noch oft eine tabuisierende Haltung zu dem Thema.

Schepers spricht nicht für die Bischofskonferenz

Der Essener Weihbischof betonte zudem ausdrücklich, dass er sich nicht als Vertreter der Bischofskonferenz, sondern als Vertreter des Ruhr-Bistums an der Debatte beteilige. Die frühere Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) betonte mit Blick auf eine mögliche Segnung homosexueller Paare: "Die Kirche darf das Sakrament der Ehe Mann und Frau vorbehalten – aber sie darf einen Segen nicht verweigern!" Die SPD-Politikerin, die Mitglied im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken und seit Oktober mit ihrer langjährigen Lebenspartnerin verheiratet ist, äußerte in diesem Zusammenhang Unverständnis, dass die Kirche "Häuser, Tiere und Motorräder" segne, aber keine homosexuellen Paare.

Weihbischof Schepers betonte, er sei dankbar, dass es in der Theologie zuletzt mehrere Anstöße gegeben habe, das Thema "Segnung von homosexuellen Paaren" differenzierter zu betrachten. Nun hoffe er, dass man auch in dieser Frage vorankomme, sagte er.


Quelle:
KNA , epd