Katholikentag in Erfurt beinhaltet viel Politik

Haltung zeigen und Glauben feiern

Wie die Kriege in der Ukraine und Nahost beenden? Wie umgehen mit den Krisen von Klima bis Migration? Das sind Fragen, die man sich auf dem Katholikentag stellen wird. Vom 29. Mai bis 2. Juni findet das Großevent in Erfurt statt.

Autor/in:
Karin Wollschläger
Logo und Leitwort des Katholikentags 2024 / © Dominik Wolf (KNA)
Logo und Leitwort des Katholikentags 2024 / © Dominik Wolf ( KNA )

Rund 20.000 Gäste aus ganz Deutschland werden in Thüringens Landeshauptstadt erwartet, darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und viele weitere Spitzenvertreter aus Politik, Kirche und Gesellschaft. Schon jetzt ist klar, dass das biblische Leitwort des 103. Deutschen Katholikentags aktueller und passender kaum sein könnte: "Zukunft hat der Mensch des Friedens".

Gastgeber Bischof Ulrich Neymeyr ist es wichtig, dass sich auch Menschen, die nicht an Gott glauben, mit dem Motto identifizieren können. Schließlich findet der Katholikentag in einem Bundesland statt, in dem nur ein Viertel der Bevölkerung Christen sind, der Anteil der Katholiken liegt bei rund sieben Prozent. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Säkularisierung sieht auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) als Veranstalter den Katholikentag in Ostdeutschland genau am richtigen Ort: Man müsse raus aus der katholischen Komfortzone und mehr an der Peripherie diskutieren und feiern. Nach Leipzig 2016 ist der Katholikentag erstmals wieder in Ostdeutschland zu Gast.

Mitten zwischen den Wahlen

Zudem liegt der Katholikentag mitten im Superwahljahr. Am 26. Mai sind in Thüringen die Kommunalwahlen, ein erster demokratischer Lackmustest. Eine Woche nach dem christlichen Großereignis folgen am 9. Juni die Europawahl und in weiteren acht Bundesländern Kommunalwahlen. Im September sind Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg - in diesen drei Ländern liegt die AfD in den Umfragen deutlich vorn. Dass der Verfassungsschutz ihre Landesverbände in Sachsen und Thüringen als gesichert rechtsextrem einstuft, tut dem Zuspruch kaum Abbruch. Der Katholikentag indes hat sich erneut explizit dagegen ausgesprochen, AfD-Vertreter als Diskutanten auf die Bühne zu holen.

Die Themen Frieden, Demokratie, Vielfalt und der Umgang mit Extremismus ziehen sich als roter Faden durch das deutlich gestraffte Programm mit nur noch 500 Veranstaltungen. Es gehe darum, Haltung zu zeigen, betont ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp: "Unsere Haltung heißt: Frieden braucht mehr als Abwesenheit von Krieg. Frieden braucht Menschen, die sich täglich darum bemühen, dass Gewalt, Ausgrenzung, Hass und Hetze keinen Platz haben in der Welt."

Polit-Promis

Bischof Neymeyr erhofft sich vom Katholikentag auch Beispiele für eine gute Debatten- und Streitkultur. Mit dabei sind die russische Menschenrechtsaktivistin Irina Scherbakowa, der Klimaforscher Ottmar Edenhofer und der Soziologe Hartmut Rosa. Aus dem Lager der Polit-Promis diskutieren unter anderen mit: Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke), die Grünen-Bundesminister Robert Habeck (Wirtschaft), Lisa Paus (Familie), Annalena Baerbock (Auswärtiges) und Cem Özdemir (Landwirtschaft) sowie SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert und Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD). Wie schon beim Katholikentag vor zwei Jahren in Stuttgart machen sich Unions-Vertreter aus der ersten Reihe auf den Podien rar. CDU-Chef Friedrich Merz kommt allerdings zur Eröffnung.

Über 80 Veranstaltungen haben einen ausgewiesen ostdeutschen Bezug.

Im Vorfeld hatte es Querelen gegeben, ob die Ost-Perspektive ausreichend berücksichtigt wird. Geplant sind nun unter anderem Podien zum Thema "Wie tickt der Westen, wie tickt der Osten?", zur Friedlichen Revolution 1989 und zum Alltag von Christen in der SED-Diktatur.

Daneben geht es natürlich auch um Glaubensthemen und kirchliche Reformdebatten. Gottesdienste, Meditationen, Theater und Kabarett - etwa mit Eckart von Hirschhausen - runden das Programm ab. Für Musik sorgen unter anderem die Bands "Stilbruch" und "Knallblech". Der Großteil spielt sich in Erfurts Stadtkern rund um den markanten Domberg ab. Sechs Bühnen sind in der Innenstadt geplant. Dazu die traditionelle Kirchenmeile, auf der sich eine große Bandbreite christlicher Gruppen und Initiativen präsentiert.

Quelle:
KNA