Katholikentag prüft Sicherheitskonzept – Bundesweite Debatte

Offenheit und Sicherheit

Nach der Todesfahrt am vergangenen Wochenende wird erneut über die Sicherheit in deutschen Städten diskutiert. Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe kündigt eine Überprüfung der Sicherheitsstandards für den kommenden Katholikentag an.

Der 101. Katholikentag findet in Münster statt / © Friso Gentsch (dpa)
Der 101. Katholikentag findet in Münster statt / © Friso Gentsch ( dpa )

"Es gibt ein sehr ausgeklügeltes Sicherheitskonzept, und man wird natürlich prüfen, ob es an der einen oder anderen Stelle nachjustiert werden muss, aber im Kern ist das gut austariert. Ich kann sagen: Kommt nach Münster!", sagte Lewe der "Welt am Sonntag".

Die Stadt habe bereits vor der Gewalttat begonnen, "an verschiedenen Stellen der Stadt zusätzliche versenkbare Poller zu bauen", so der Politiker weiter. "Das geht aber nicht an jeder Ecke." Man müsse eine Balance schaffen "zwischen einer optimalen Sicherheit und einem offenen urbanen Leben. Man muss ehrlicherweise auch eines konstatieren: Eine absolute Sicherheit gibt es nirgendwo".

"Auf Herz und Nieren prüfen"

Auch die Veranstalter des Katholikentags hatten bereits eine Überprüfung des Sicherheitskonzepts angekündigt. "Natürlich werden wir zusammen mit der Polizei alle Vorkehrungen, die wir für die Sicherheit der Katholikentags-Teilnehmenden treffen, auf Herz und Nieren prüfen – auch im Licht der Erkenntnisse, die die Polizei aus diesem schrecklichen Vorfall gewonnen hat", sagte Katholikentags-Geschäftsführer Roland Vilsmaier. Das Sicherheitskonzept soll am 24. April vorgestellt werden.

Am vorvergangenen Samstag war ein Mann in Münster mit einem Campingbus in eine Menschengruppe vor einer Gaststätte gerast. Zwei Menschen starben, mehr als 20 wurden verletzt. Der Täter erschoss sich danach selbst. Zum Katholikentag vom 9. bis 13. Mai werden mehrere zehntausend Teilnehmer in Münster erwartet.

"Ein wichtiger Schritt"

CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer schloss sich unterdessen Forderungen nach Opferbeauftragten in allen Bundesländern an. Das Amt des Opferbeauftragten im Bund sei "ein wichtiger Schritt", sagte sie der "Bild am Sonntag". Die Unterstützung von Opfern "von schweren Unglücken oder Anschlägen muss aber möglichst nahe an den Menschen erfolgen". Sie würde es daher begrüßen, so die Politikerin, wenn alle Bundesländer entsprechende Strukturen aufbauen würden. Einige Bundesländer haben eigene Opferbeauftragte, die meisten aber nicht.

Unterdessen sieht sich das Bundesinnenministerium nicht in der Pflicht, mehr für die Sicherheit in deutschen Stadtzentren zu tun.

Aufgabe der Politik

Dies sei Sache der Länder, sagte der parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Stephan Mayer (CSU), der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Der SPD-Innenpolitiker Burkhard Lischka erklärte dagegen, das Ministerium könne durchaus verlangen, dass die Kommunen ein Sicherheitskonzept für besonders gefährdete Orte vorlegen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte, es sei die Aufgabe von Politik, die Balance zwischen Sicherheit und Offenheit immer wieder herzustellen. "Auch in einer offenen Gesellschaft wie der deutschen muss ein möglichst hohes Maß an Sicherheit gewährleistet sein", sagte er der "Bild am Sonntag".


Quelle:
KNA