"Ich sag meine Meinung, ich gehöre vielleicht auf eine Comedybühne": Wer Gloria von Thurn und Taxis einlädt, kann sicher sein, dass es nicht langweilig wird. So wie jüngst in einer ARD-Talkshow, wo die "Katholikin und Unternehmerin" frei von der Leber weg redete. Noch nach Jahren hängt ihr ein Zitat nach, wonach Afrikaner eben gern "schnackseln". Wenn Gloria in Fahrt kommt, ist sie nicht zu bremsen. Am 23. Februar wird die Fürstin 60 Jahre alt.
Das Licht der Welt erblickt Maria Gloria Ferdinanda Joachima Josefine Wilhelmine Huberta Thurn und Taxis, geborene Gräfin von Schönburg-Glauchau, 1960 in Stuttgart. Sie ist das zweite von vier Kindern. Der Vater arbeitet als Journalist - ein "Freigeist und Nonkonformist", wie sie sagt. Um Fragen des Stils kümmert sich die aus altem ungarischen Adel stammende Mutter. Beiden Elternteilen ist gemein, dass "die Kommunisten" ihre Familien ums Vermögen gebracht haben.
Liebe zur Natur
Fünf Jahre ist Gloria, als der Vater eine neue Aufgabe im afrikanischen Togo übernimmt. Mit ihrer älteren Schwester Maya lernt das Mädchen Französisch. Als man weiter nach Somalia zieht, wird der Unterricht in der Klosterschule auf Italienisch erteilt. Wieder in Deutschland, kommt sie ins Internat nach Kloster Wald am Bodensee - und bleibt sitzen: "Zu Hause sprachen wir zwar Deutsch, aber ich wusste ja nicht, wie man's schreibt", bekennt sie in einem Interviewbuch mit Peter Seewald.
Die Zeit in Afrika habe ihre Liebe zur Natur und ihren Freigeist geprägt, meint sie rückwirkend. Nach mehreren Schulwechseln geht die 19-Jährige mit der Mittleren Reife ab und stürzt sich ins Münchner Nachtleben. Dort begegnet sie dem 34 Jahre älteren, als reichen Playboy verschrienen Fürsten Johannes von Thurn und Taxis. Ihm gefällt ihre lebendige Art, sie begeistert sich für seine Geschichten. Nach einer gemeinsamen Reise über den Jahreswechsel ist Gloria schwanger.
"Punk-Fürstin"
Die beiden Blaublüter heiraten unter großem Pomp im Mai 1980 in Regensburg auf Schloss Sankt Emmeram, das größer ist als der Buckingham Palace. Im November kommt Tochter Maria Theresia zur Welt, zwei Jahre später Elisabeth und 1983 der ersehnte Stammhalter Albert. Die junge Gattin hat ihre dynastischen Pflichten erfüllt. Sie liebt ihre Kinder, und der Fürst lässt ihr alle Freiheiten, sich im Jet-Set-Leben zwischen Paris und New York auszutoben. Die Zeit der "Punk-Fürstin" beginnt, und der Münchner Friseur Gerhard Mair kreiert ihr zu Outfits von Paco Rabanne und Thierry Mugler die legendären, schrillen Frisuren.
Als ihr Mann 60 wird, organisiert sie ihrem "Goldie" ein Don-Giovanni-Kostümfest, zu dem Freunde wie die Familie des Waffenhändlers Khashoggi oder Mick Jagger geladen sind. Da hat sie sich längst als Gastgeberin etabliert, die Vertreter aus Kunst, Politik, Kirche und Medien zusammenführt. Noch dieser Tage schafft sie es, zu einer Buchvorstellung von Kardinal Gerhard Ludwig Müller einen illustren Kreis um sich zu scharen mit Literaten wie Hans Magnus Enzensberger und Martin Mosebach.
Porträts prominenter Kirchenmänner
Nach zehn Jahren Ehe stirbt im Dezember 1990 der Fürst. Die 30-jährige Witwe muss zeigen, dass sie ein Geschäftsimperium trotz hoher Schulden zusammenhalten kann. Noch zu Lebzeiten ihres Mannes hatte sie ihm bewiesen, dass er sich mit falschen Beratern umgeben hatte. Sie schafft es, mit Verkäufen und Umwandlungen alles auf solide finanzielle Füße zu stellen. Daneben bleibt ihr Faible für schnelle Autos genauso wie das Sammeln moderner Kunst. Mit Begeisterung malt sie zudem Porträts prominenter Kirchenmänner. Lob kommt vom Künstler-Freund Jeff Koons.
Immer wieder hat sich Gloria quasi neu erfunden, wobei ihr der katholische Glaube stets Richtschnur war. Schrille Auftritte legt sie nicht mehr mit Mode hin, sondern mit rechts-konservativen, bisweilen bizarren Ansichten, etwa wenn sie Kardinal Müller und US-Präsident Donald Trump für die einzigen Männer hält, die Klarheit geben. Doch die Fürstin kann auch zugeben, wenn sie sich verrannt hat. So zog sie im November 2019 ihre Unterschrift unter einer papstkritischen Petition konservativer Christen zurück mit den Worten: "Ich hielt es für ein Gebot der Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit."