Katholische Bischöfe beenden ihre Herbstvollversammlung

Konstruktive Kritik, Mitgefühl und Aufeinanderhören

Mit einem feierlichen Gottesdienst haben die katholischen Bischöfe Deutschlands am Donnerstagabend ihre Herbstvollversammlung beendet. Die Schlussandacht leitete der Vorsitzende der Bischofskonferenz Erzbischof Robert Zollitsch.

 (DR)

In seiner Predigt kritisierte der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst eine "Hegemonie des Verdachts und pauschaler Verurteilung gegenüber der Kirche". Dadurch könnten "notwendige Umkehr und zaghafter Aufbruch" erstickt werden. Notwendig seien konstruktive Kritik, Mitgefühl und Aufeinanderhören.



Der Bischof rief die Christen auf, nicht zu resignieren und auszutreten. "Nur wer bleibt, kann verändern", sagte er. "Wer geht, fehlt, wenn es darum gehen muss, unserem Glauben wieder ein lebendiges Gesicht zu geben." Zugleich betonte er, die Christen dürften sich nicht dem "Mainstream einer säkularen Gesellschaft überlassen". Das Evangelium sei "wie eine Gegenstromanlage" zu den modernen Zeiten.



Urteil zu Kirchenaustritten begrüßt

Seit Montag hatten die 67 Kardinäle, Erzbischöfe, Bischöfe und Weihbischöfe über den kirchlichen Dialogprozess, den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und die Weitergabe des Glaubens im Religionsunterricht und in den Gemeinden beraten.

Mit Erleichterung reagierten die Bischöfe auf ein am Mittwoch gesprochenes Urteil des Bundesverwaltungsgerichts. Es bestätigte die Bischofskonferenz in ihrer Rechtsauffassung, dass es einen teilweisen Kirchenaustritt nicht geben kann. Ein reiner Austritt aus der Körperschaft öffentlichen Rechts, aber nicht aus der katholischen Kirche als Glaubensgemeinschaft ist in Deutschland nicht möglich.



Am Rande der Beratungen machten verschiedene Bischöfe deutlich, dass sie auf Reformen innerhalb der katholischen Kirche setzen. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, bekannte: "Mir selbst geht es auch manchmal so, dass ich ungeduldig werde." Einigen gingen die vorgeschlagenen Erneuerungen viel zu schnell und zu weit und sie fürchteten um die Identität des Katholischen. Anderen gingen die Veränderungen nicht schnell genug.



Handlungsspielraum sehen die Bischöfe offenbar insbesondere beim Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Denkbar sind beispielsweise Reformen im kirchlichen Arbeitsrecht, nach denen Angestellte von Kirche und Caritas nach Scheidung und neuer Hochzeit nicht mehr ohne weiteres ihre Stelle verlieren. Nicht bekannt ist allerdings, ob die Bischöfe dazu in Fulda schon konkrete Beschlüsse gefasst haben. Zollitsch wird die Presse am Freitag über die Ergebnisse informieren.



Neues Internetportal

Mit Blick auf eine wachsende Religionsferne der Gesellschaft sprachen sich die Bischöfe dafür aus, die Qualität des konfessionellen Religionsunterrichts zu stärken und sich für seinen Erhalt politisch stark machen. Außerdem soll die Seelsorge an Schulen ausgebaut werden, damit Schüler über den Unterricht hinaus Erfahrungen mit Religion machen können.



Der Religionsunterricht sei der Ort, an dem sich Schüler über viele Jahre mit den Grundfragen des Lebens und den Antworten des christlichen Glaubens auseinandersetzen könnten, sagte der Schulbischof der Deutschen Bischofskonferenz, der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker. Deshalb seien Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte und die Entwicklung aktueller Unterrichtsmaterialien von besonderer Bedeutung.



Am Donnerstag schaltete die Bischofskonferenz das neu gestaltete Internetportal der katholischen Kirche in Deutschland katholisch.de frei. Es soll aktuelle Informationen in Wort und Bild bieten, über Glaubensfragen informieren und zu Beratungsangeboten weiterleiten. Zugleich soll es "eine Klammer" zu anderen katholischen Angeboten im Internet sein.