Katholische Bischöfe fordern Waffenstillstand in Nahost

"Deeskalation, Verhandlung und Dialog"

Deutschlands Bischöfe erinnern auf ihrer Vollversammlung an den brutalen Überfall der Hamas-Terroristen auf Israel vor einem Jahr und hoffen auf eine Waffenruhe. Denn Bischof Meier sieht auch in Israels Luftangriffen eine Art Terror.

Patriarch Pizzaballa (mitte) in Fulda / © Marko Orlovic (DBK)
Patriarch Pizzaballa (mitte) in Fulda / © Marko Orlovic ( DBK )

Die katholische Deutsche Bischofskonferenz hat einen Waffenstillstand im Gazakrieg gefordert. "Auch wenn ein Ende des Krieges noch lange keinen Frieden bedeutet, ist es das Gebot der Stunde, die Waffen niederzulegen und Deeskalation, Verhandlung und Dialog Raum zu geben. Andernfalls geht das Blutbad immer weiter, und die Spirale der Gewalt dreht sich noch schneller", sagte der Vorsitzende der bischöflichen Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten, der Paderborner Erzbischof Udo Bentz, laut Redemanuskript am Mittwoch in Fulda.

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"So sehr ich davon überzeugt bin, dass das Eintreten für die Sicherheit Israels auch den Palästinensern dient, so sehr bin ich auch davon überzeugt, dass umgekehrt das Eintreten für die Rechte der Palästinenser der Sicherheit Israels dient", sagte Bentz. Die katholische Kirche verstehe sich als Anwältin der Würde von Israelis wie Palästinensern.

Hunderttausende hungern

Eindringlich kritisierte der Erzbischof die humanitäre Lage im Gazastreifen. Dort hungerten Hunderttausende Menschen, mehr als 85 Prozent der Bevölkerung seien auf der Flucht. "Die Bedingungen sind katastrophal. Es fehlt vor allem an Trinkwasser, Lebensmitteln und Medikamenten."

Bentz appelliert an die Bürger in Deutschland, mit Spendengeldern die schwierige Arbeit der Hilfsorganisationen in Gaza weiter zu unterstützen. Kirchliche Organisationen wie Caritas international und Malteser blieben aktiv, erhielten derzeit aber nur wenige Spendenmittel.

Kritik an Israel

Der Vorsitzende der bischöflichen Kommission Weltkirche, der Augsburger Bischof Bertram Meier, erinnerte an die Hamas-Verbrechen vom 7. Oktober. "Die Terrororganisation Hamas hat mehr als 1.200 israelische Zivilisten, die meisten von ihnen Jüdinnen und Juden, brutal ermordet."

Zugleich kritisierte Meier auch die israelische Regierung: "Es sind Luftanschläge, die aber durchaus auch Anklänge an terroristische Aktionen haben." Er wolle den von ihm verwendeten Begriff "Luftanschläge" in diesem Sinne in der Schwebe lassen. Die von den deutschen Bischöfen immer wieder geforderte Verhältnismäßigkeit der militärischen Gegenreaktion Israels auf die Hamas-Verbrechen sei "angesichts der unzähligen Opfer und der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen" nicht mehr gegeben.

"Auf Kosten der Zivilbevölkerung"

Bei einer Pressekonferenz mit dem katholischen Patriarchen von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa, erinnerte er an die Hamas-Verbrechen vom 7. Oktober 2023: "Die Terrororganisation Hamas hat mehr als 1.200 israelische Zivilisten, die meisten von ihnen Jüdinnen und Juden, brutal ermordet." Zugleich kritisierte er die israelische Regierung: Die militärische Gegenreaktion Israels auf die Hamas-Verbrechen sei "angesichts der unzähligen Opfer und der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen" nicht mehr verhältnismäßig.

"Dabei wird der Krieg im Gazastreifen nicht nur auf Kosten der palästinensischen Zivilbevölkerung geführt, viele sehen in ihm auch eine Gefährdung der noch verbliebenen israelischen Geiseln, um deren Schicksal die Angehörigen bangen", sagte Meier. Er warnte vor einer Ausweitung der Gewalt und des Krieges. "Mit den jüngsten Angriffen der israelischen Armee auf Stellungen der Hisbollah im Libanon ist die Gefahr einer weiteren Eskalation des Krieges größer denn je." Im Blick auf das Leid im Gazastreifen, im Westjordanland und im Libanon wirke der christliche Ausdruck "Heiliges Land" als Hinweis auf das Handeln Gottes in dieser Region "nahezu zynisch".

Hamas und Fatah

Die radikal-islamische Hamas ist die zweitgrößte Palästinenserorganisation. Die 1987 gegründete Gruppe bestreitet das Existenzrecht Israels und fordert die gewaltsame Errichtung eines islamischen Palästinas vom Mittelmeer bis zum Jordan. Ihr militärischer Arm hat immer wieder tödliche Terroranschläge auf Israelis verübt. Seit Mai 2017 ist Ismail Hanija Chef der Hamas, die unter anderem von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft wird.

Versöhnungsabkommen zwischen Hamas und Fatah / © Nariman El-Mofty (dpa)
Versöhnungsabkommen zwischen Hamas und Fatah / © Nariman El-Mofty ( dpa )
Quelle:
KNA