Katholische Frauen verteidigen Konzept im domradio - Kritik von terre des hommes

Streit um Babyklappen

Nach dem Fund zweier toter Säuglinge in Hannover und Karlsruhe hält die Debatte um Babyklappen an. Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann verteidigte das Modell gegen Kritik, Babyklappen führten zum "Entsorgen" der Kinder verführen. - Auch Eva Winkler-Jansen vom Sozialdienst Katholischer Frauen Köln spricht sich im domradio-Interview für die Fortführung des bestehenden Systems aus - betont aber auch, dass Babyklappen nur "die letzte Lösung" sein dürften.

 (DR)

"Unsere Bilanz sieht anders aus", sagte Käßmann: Viele Frauen gäben im Laufe der Beratung ihre Anonymität auf, weil sie Vertrauen fassten. "Von den acht Kindern, die abgegeben wurden, wurden drei von ihren Müttern zurückgenommen, zu einem bekannte sich die Mutter und gab es in eine offene Adoption. Vier wurden adoptiert, und die Adoptiveltern kümmern sich liebevoll. Von Entsorgung kann da keine Rede sein."

Dagegen forderte die Adoptionsexpertin und Kriminologin Christine Swientek ein Ende der "rechtswidrigen" Babyklappen. Die Klappen verführten Eltern, ihr Kind zu entsorgen. Kindstötungen würden dadurch nicht verhindert, sagte Swientek der "Neuen Presse" in Hannover. "Bei Frauen, die ihr Kind im Affekt töten, hilft die Klappe auch nicht, diese Frauen denken nicht rational." Sie bezeichnete die Klappen als "rechtswidrig", da sie Beihilfe zur Kindesuassetzung sein könnten.

Insgesamt gibt es bundesweit rund 80 sogenannte Babyklappen. Die erste wurde 2000 in Hamburg eröffnet. Der Adoptionsexperte des Kinderhilfswerks terre des hommes, Bernd Wacker, sagte, Babyklappen seien "nicht das richtige Instrument", um
die Probleme von Müttern zu lösen, die ihr Kind nicht behalten
wollen. Kinderklappen stifteten vielmehr Schaden. Das tote Baby von Hannover sei "ein weiteres Paradebeispiel". Frauen in so einer Extremsituation könnten selten rational abwägen und entscheiden. Daher greife das Argument nicht, dass Frauen ihr Kind eher bei einer Babyklappe abgeben, als es zu töten.

Leila Moysich vom Projekt SterniPark in Hamburg wies diese
Argumentation zurück. Seit der Einrichtung der bundesweit ersten Babyklappe durch den Verein vor acht Jahren seien dort 31 Kinder gerettet worden, sagte sie. Seither habe es "kein einziges ausgesetztes Baby mehr in der Stadt gegeben". Die Mutter in Hannover habe sich vermutlich beobachtet gefühlt oder die Klappe sei defekt gewesen.

Experten plädieren seit langem dafür, vor allem die Beratungsarbeit zu verbessern, um die Frauen vor unbedachten Entscheidungen zu bewahren. Dies ist auch die Absicht des "Netzwerkes Mirjam". 16 Hilfesuchende haben bisher ihr Kind behalten, 28 Frauen haben es zur Adoption freigegeben. Das Babykörbchen ist außerdem so ausgerüstet, dass die Mütter einen Fußabdruck ihres Kindes mitnehmen können, um später ihre Mutterschaft beweisen zu können.