Katholische Gemeinde Borkum sieht "Klaasohm" verzerrt dargestellt

"Nicht von Gewalt geprägt"

Bundesweit sorgt der Borkumer "Klaasohm"-Brauch für Empörung. Denn bei dem Fest werden Frauen auf Gesäß und Beine geschlagen. Die katholische Gemeinde der Insel erklärt aber, der Kern des Festes sei ein anderer.

"Maria Meeresstern", katholische Kirche auf Borkum / © Travel Telly (shutterstock)
"Maria Meeresstern", katholische Kirche auf Borkum / © Travel Telly ( shutterstock )

Die katholische Kirchengemeinde der Insel Borkum findet die Darstellung des traditionellen "Klaasohm"-Festes in den Medien verzerrt. Anders als etwa in einer ARD-Sendung dargestellt, sei das Fest nicht von Gewalt geprägt, sondern von Geselligkeit und Frohsinn, erklärte der Vorstand der Gemeinde "Maria Meeresstern" am Mittwoch.

Borkum: Mit Masken verkleidete Männer des Vereins Borkumer Jungens stürzen sich am Abend (Aufnahme vom 05.12.2011) in der Innenstadt der Nordseeinsel von einer Litfaßsäule in die Arme der Schaulustigen / © Reinhold Grigoleit (dpa)
Borkum: Mit Masken verkleidete Männer des Vereins Borkumer Jungens stürzen sich am Abend (Aufnahme vom 05.12.2011) in der Innenstadt der Nordseeinsel von einer Litfaßsäule in die Arme der Schaulustigen / © Reinhold Grigoleit ( dpa )

Zuletzt hatte es bundesweit Kritik an dem Brauch gegeben, während des Festes Frauen mit Kuhhörnern auf Gesäß und Beine zu schlagen.

Die Praxis des Schlagens hat laut Kirchengemeinde in den letzten Jahren immer mehr abgenommen. Zudem hätten die Organisatoren des Festes, der Verein "Borkumer Jungens", angekündigt, in Zukunft darauf zu verzichten. Grundsätzlich teile der Gemeindevorstand die Empörung über das Schlagen von Frauen und unterstütze das Verbot von Gewalt.

200 Jahre alte Tradition

Nach Angaben der Stadt Borkum ist das "Klaasohm"-Fest eine etwa 200 Jahre alte Tradition und für die Inselbewohner ein Symbol des Zusammenhalts. Organisiert werde es jährlich am 5. Dezember.

Historisch gehe "Klaasohm" zurück auf Zeiten des Walfangs. Einige Eigenarten könnten aus heutiger Sicht kontrovers wirken. Seit mehreren Jahren unterliege aber die Durchführung des Festes einem Wandel, der sich gegen die Anwendung von Gewalt an Frauen richte, so die Stadt.

Die katholische Gemeinde "Maria Meeresstern" war nach eigenen Angaben nie an der Organisation des Festes beteiligt. Viele Borkumer begingen "Klaasohm" gemeinsam in ihren Häusern, auf den Straßen, in Restaurants oder im Pflegeheim, welches vom "Klaasohm" besucht werde. Gerade durch die Ankündigung der "Borkumer Jungens", in Zukunft auf den Brauch des Schlagens zu verzichten, sieht die Gemeinde nun eine gute Zukunft für das Fest.

Leuchtturm auf Borkum / © Christoph Schaible (shutterstock)
Leuchtturm auf Borkum / © Christoph Schaible ( shutterstock )

Ein Bericht des ARD-Magazins "Panorama - die Reporter" über die Tradition hatte bundesweit für Entrüstung gesorgt. In dem Beitrag hatten betroffene Frauen die Gewalt kritisiert. In zahlreichen Berichten und Stellungnahmen war diese Kritik aufgegriffen worden.

Der Sozialdienst katholischer Frauen erklärte etwa: "Dieser Brauch ist komplett aus der Zeit gefallen. Bei Gewalt darf es keinerlei Toleranz geben." Gleichzeitig wurde die Tradition verteidigt. Rund

200 Borkumer Frauen hatten etwa am Montag für den Erhalt des "Klaasohms" demonstriert. Die Polizei erklärte, den diesjährigen "Klaasohm" mit zahlreichen Einsatzkräften begleiten und eine "Null-Toleranz-Linie" verfolgen zu wollen.

Quelle:
KNA