Katholische Kirche auf Haiti mahnt zu anhaltender Unterstützung

Weltweite Solidarität nötig

Haiti bleibt nach Einschätzung von Weihbischof Joseph Lafontant langfristig auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen. Nach wie vor lebten beispielsweise viele Menschen in Zelten, sagte der derzeitige Leiter des Hauptstadtbistums Port-au-Prince am Donnerstag in Essen. Sein Land brauche eine "weltweite Solidarität".

 (DR)

Zwar habe die Regierung ein halbes Jahr nach dem Erdbeben den akuten Notstand offiziell für beendet erklärt. Doch sei es unerlässlich, dass internationale Hilfsorganisationen ihre Arbeit fortsetzten, so Lafontant.

Bei der Katastrophe am 12. Januar kamen rund 230.000 Menschen ums Leben, Hunderttausende wurden verletzt. Die Hauptstadt Port-au-Prince lag zu drei Vierteln in Trümmern. Zu den Toten gehörte auch der Erzbischof von Port-au-Prince, Joseph Serge Miot. Der 72-jährige Lafontant leitet seither als apostolischer Administrator das Erzbistum.

Kritik an der Regierung
Scharfe Kritik übte der Weihbischof an den politisch Verantwortlichen des Karibikstaates. Im derzeit laufenden Wahlkampf spielten die Nöte der Menschen kaum eine Rolle. Stattdessen finde ein Wettlauf nach Macht und Einfluss statt. Um diesem Ziel näherzukommen, machten die Kandidaten ihren Wählern die «absurdesten Versprechen». Von einem echten Mentalitätswandel sei die herrschende Elite auch nach der Katastrophe noch weit entfernt.

Positiv beurteilte Lafontant das Verhältnis zur Dominikanischen Republik. Die Beziehungen Haitis zu dem Nachbarstaat hätten sich «außerordentlich verbessert». So habe die Dominikanische Republik beispielsweise zahlreiche verletzte Kinder aufgenommen und Stipendien für haitianische Studenten finanziert. Zudem existierten enge Kontakte zwischen den Kirchenvertretern beider Länder. Kurz nach der Katastrophe hatten die Behörden der Dominikanischen Republik für kurze Zeit die grüne Grenze zwischen beiden Staaten geschlossen. Diese Maßnahme sorgte damals für internationale Kritik.