Katholische Kirche trifft erstmals Lesben- und Schwulenverband

Dialog begonnen

Erstmals haben sich Spitzenvertreter der katholischen Deutschen Bischofskonferenz sowie des Lesben- und Schwulenverbands zu einem offiziellen Gespräch getroffen. Dabei wurden Standpunkte und Forderungen ausgetauscht. Der Dialog soll fortgesetzt werden.

 (DR)

Das Treffen fand am Freitag im Berliner Erzbischöflichen Ordinariat statt und dauerte eineinhalb Stunden. Der Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki sprach anschließend von einem offenen Meinungsaustausch, der fortgesetzt werden solle. Ähnlich äußerte sich der Sekretär der Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer. LSVD-Bundessprecher Günter Dworek erklärte, Themen seien die Beschäftigung homosexueller Mitarbeiter im kirchlichen Dienst und die kirchenkritische Demonstration während des Papstbesuchs am 22. September gewesen. Zudem sei über homosexuelle Lebensgemeinschaften gesprochen worden.



Der Geschäftsführer des LSVD Berlin-Brandenburg, Jörg Steinert, betonte, es sei ein "intellektuell anregendes Gespräch" gewesen. Er freue sich, dass die Begegnung so kurz nach Amtsantritt Woelkis zustande gekommen sei. Zu dem Treffen kam es auf Initiative des LSVD. Anlass waren Äußerungen Woelkis zur katholischen Sicht der Homosexualität. Der LSVD gehört zu den Organisatoren der Anti-Papst-Demonstration.



Standpunkte und Forderungen ausgetauscht

Woelki erklärte bei dem Treffen, er persönlich und die katholische Kirche insgesamt wollten keineswegs Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminieren oder ausschließen. Zugleich habe er klargestellt, dass die Kirche vom Ideal einer für Kinder offenen Ehe zwischen Mann und Frau nicht abweiche. Diesem Ideal sei auch in kirchlichen Einrichtungen Rechnung zu tragen. Langendörfer bat mit Blick auf die Demonstration, dem Papst nicht den nötigen Respekt zu versagen. Er ist Generalkoordinator des Besuchs von Benedikt XVI. Beide Seiten waren sich nach Angaben des Erzbistums einig, dass die Proteste friedlich verlaufen müssten.



Die Vertreterinnen und Vertreter des LSVD forderten, dass Bekenntnissen, nicht diskriminieren und ausschließen zu wollen, auch sichtbare Taten folgen müssten. Die katholische Kirche müsse ihren Anteil an der Verfolgungsgeschichte Homosexueller aufarbeiten und Konsequenzen daraus ziehen. Sie müsse die Grundrechte von Lesben und Schwulen respektieren. Vor allem forderte der LSVD einen anderen Umgang mit schwulen und lesbischen Mitarbeitern kirchlicher Einrichtungen, denen im Falle einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft die Kündigung drohe.