Missio beobachtet Militärputsch in Myanmar mit Sorge

"Katholische Minderheit hat eine Stimme"

Der Militärputsch in Myanmar wirft Entwicklungen im Land um Jahrzehnte zurück. Menschen gehen für ihre Rechte auf die Straßen. Zwar bildet die katholische Kirche im Land nur eine kleine Minderheit, trotzdem unterstützt sie, wo sie nur kann.

Militärputsch in Myanmar: Bereitschaftspolizisten rennen einem Demonstranten nach / © Santosh Krl (dpa)
Militärputsch in Myanmar: Bereitschaftspolizisten rennen einem Demonstranten nach / © Santosh Krl ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sie waren häufiger in Myanmar, kennen Land und Leute. Wie haben Sie dieses Land erlebt?

Dr. Annette Meuthrath (Asien-Referentin im Missionswissenschaftlichen Institut Missio): Der Militärputsch macht mich sehr traurig. Das Land war nach Jahrzehnten vorheriger Militärdiktatur endlich auf einem guten Weg zu mehr Freiheit, mehr Entwicklungsmöglichkeiten. Das ist jetzt wieder gestoppt.

Es tut mir umso mehr weh, weil es ein wunderschönes Land ist, wo die Menschen noch sehr ursprünglich sind. Die haben beispielsweise noch Farbpaste auf den Wangen, um sich vor der Sonne zu schützen. Die tragen noch ihre traditionelle Kleidung, nicht nur Jeans. Es ist ein wunderschönes Land. Die Leute sind sehr liebenswert. Es gibt ja ganz viele unterschiedliche Bevölkererungsgruppen. Es ist aber auch ein sehr armes Land und es tut mir ungeheuer leid, dass diese Unterdrückung jetzt wieder losbricht.

DOMRADIO.DE: Das Thema Armut tritt wahrscheinlich angesichts dieser Auseinandersetzungen in den Hintergrund. Oder sind die Diözesen, die sie besucht haben, in der Lage, sich darum zu kümmern, zum Beispiel auch bei dem Thema Ausbildung, das sie ja auch beschäftigt?

Meuthrath: Selbstverständlich kümmern sich die Diözesen. Es ist ja nur eine ganz, ganz kleine Minderheit. Nur ein Prozent der Bevölkerung in Myanmar sind Katholiken. Aber die kümmern sich. Ausbildung ist ein ganz wichtiger Sektor, weil der von der staatlichen Seite her sehr vernachlässigt wird. Die Ausbildung ist sehr schlecht.

Was Myanmar wirklich braucht, was die katholische Kirche in Myanmar braucht, sind gut ausgebildete Priester, Ordensschwestern und auch Laien, denn die können in so vielen Sektoren helfen. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit ist, die Ausbildung zu fördern. Und da braucht die katholische Kirche in Myanmar wie gesagt alle Hilfe, die sie kriegen kann.

DOMRADIO.DE: Können Sie angesichts der politischen Zerwürfnisse Ihre wissenschaftlichen Analysen denn weiterführen?

Meuthrath: Gerade stockt das völlig. Wir sind natürlich auf die Diözesen und Orden als Kommunikationspartner angewiesen. Aber die sind im Moment mit anderen Sachen beschäftigt. Trotzdem läuft die Ausbildung immer im Hintergrund, denn es geht um Nachhaltigkeit. Und man sieht jetzt schon, dass die Leute auf die Straße gehen. Das haben sie vor 15, 20 Jahren kaum getan. Das hat auch etwas mit Bildung, die Selbstbewusstsein stärkt und Möglichkeiten aufzeigt, zu tun.

DOMRADIO.DE: Was wünschen Sie persönlich sich für dieses Land?

Meuthrath: Dass endlich Frieden einkehrt, dass die Bevölkerung sich diesmal gegen das Militär durchsetzen kann und nicht in der Bemühung nachgibt, um Freiheit zu kämpfen. Da hilft auch die katholische Kirche. Der Erzbischof von Yangon, Charles Maung Kardinal Bo, erhebt immer wieder kritisch die Stimme und kommt damit in die Öffentlichkeit. Der sagt etwas zu der Situation. Und so hat auch diese kleine Minderheit eine Stimme. Ich hoffe einfach darauf, dass das Militär diesmal nicht siegt.

Das Interview führte Verena Tröster.


Quelle:
DR
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