Katholische Publizistin Díaz zum Verhältnis der Kirche zur AfD

Ausgebüxte Schäfchen

Die katholische Kirche hat zur rechtspopulistischen AfD eine klare Haltung: Sie verweigert den Dialog mit der Partei. Für Katholikin Laura Díaz ist das nur bedingt die richtige Reaktion, viele Parteianhänger sind Christen. 

AfD-Demonstranten vor dem Erfurter Dom / © Martin Schutt (dpa)
AfD-Demonstranten vor dem Erfurter Dom / © Martin Schutt ( dpa )

domradio.de: Kirche und die AfD - das passt ja auch eigentlich gar nicht zusammen, oder?

Laura Diaz (Redakteurin der Zeit-Beilage "Christ und Welt", Autorin des Kommentars "Keine Nächstenliebe mit der AfD"): Auf den ersten Blick ja. Wenn man an die AfD denkt, die Parolen schwingt, die fremdenfeindlich sind, denkt man: "Das kann nicht passen." Aber wenn man sich dann etwas umhört, sieht man, dass es sogar sehr viele engagierte Katholiken in dieser Partei gibt. 

domradio.de: Die katholische Kirche sagt jetzt offiziell: "Mit denen wollen wir nichts zu tun haben. Wir sprechen nicht einmal miteinander." Ist das denn sinnvoll, die AfD komplett auszublenden? 

Diaz: Es ist generell verständlich, dass die katholische Kirche - sowohl das ZdK als auch Kardinal Marx - jetzt Stellung beziehen will, ein Zeichen setzen will und sagt: "Mit den Funktionären möchten wir den Dialog verweigern." Allerdings muss man bedenken, dass natürlich viele Mitglieder da sind, die irgendwie wieder aufgefangen werden können. Die Kirche spricht ja immer gerne von den "verlorenen Schafen" und man muss natürlich schon sagen, hier haben wir ganz viele verlorene Schafe. Könnte man die nicht wieder zurückholen?

domradio.de: Gerade in Westdeutschland sind auch wirklich viele Katholiken Anhänger der AfD. Welche Themen finden sie da?

Diaz: Sie finden vor allem die Themen "Werte" und "Familie". Für sie werden diese Werte durch die AfD repräsentiert. Vor allem bei diesen traditionellen Werten überschneiden sich Kirche und AfD.

domradio.de: In ihrem Kommentar für "Christ und Welt" kann man jetzt ganz deutlich merken: Sie sind eigentlich insgesamt gar nicht so begeistert, wenn sich Kirche in der Politik einsetzt. 

Diaz: Die Kirche ist nun mal kein politischer "Player". Ihre Aufgabe ist eher eine seelsorgerische. Deshalb ist es gefährlich, wenn sich die Kirche zu sehr auf das politische Parkett wagt. Natürlich soll sie Stellung zu aktuellen Themen beziehen. Ich sage auch nicht, dass sie sich komplett aus dem öffentlichen Raum zurückziehen soll. Aber eine gewisse Distanz ist gut und sie sollte nicht zu sehr mit den Parteien klüngeln.

domradio.de: Die Umfragewerte der AfD steigen von Woche zu Woche. Was würden Sie sich denn wünschen, wie in Zukunft aus katholischer Sicht mit dieser Partei umgegangen wird? 

Diaz: Es ist schwierig. Ich denke, am besten ist es, wenn die katholische Kirche versucht, den Funktionären kein allzugroßes Forum zu bieten, aber die Mitglieder selbst dann doch mit offenen Armen empfängt.

Das Interview führte Verena Tröster.


Quelle:
DR