Katholische Stadtkirche Frankfurt freut Europa League-Sieg

"Im Himmel der Hölle so nahe"

Nach dem Sieg der Eintracht im Europa League-Finale herrscht Euphorie in Frankfurt. Michael Thurn von der katholischen Stadtkirche erklärt, wie er das Spiel erlebt hat und warum das soziale Engagement des Vereins gut zur Stadt passt.

Die Spieler von Eintracht Frankfurt feiern mit dem Pokal nach der Partie gegen die Glasgow Rangers / © Arne Dedert (dpa)
Die Spieler von Eintracht Frankfurt feiern mit dem Pokal nach der Partie gegen die Glasgow Rangers / © Arne Dedert ( dpa )

DOMRADIO.DE: Können Sie schon glauben, was in Sevilla in der Nacht passiert ist?

Michael Thurn (Bezirksreferent für die katholische Stadtkirche Frankfurt und Eintracht Frankfurt-Fan): Ja und nein. Wir haben alle unheimlich die Daumen gedrückt. Und die Frankfurter Tageszeitung schreibt: Im Himmel der Hölle so nahe. Das trifft es, glaube ich, ganz gut.

DOMRADIO.DE: Wie haben Sie das Finale denn emotional erlebt?

Thurn: Es war eine Berg- und Talfahrt, aber das gehört sich für die Eintracht auch. Einfach geht es nie. Klar ist es aufregend, wenn man in Rückstand gerät und dann der Ausgleich kommt und dann das Elfmeterschießen. Mehr muss ich, glaube ich, dazu nicht sagen.

Supercup und Königsklasse: So geht es für Eintracht Frankfurt weiter

Eintracht Frankfurt hat mit dem Titel in der Europa League ein weiteres Jahr internationalen Fußball gebucht. Die Hessen dürfen am 10. August nach Helsinki reisen, um zum internationalen Supercup gegen den Champions-League-Sieger anzutreten. Zum Start ins nächste europäische Jahr wartet ein Spiel gegen den FC Liverpool oder Real Madrid. Die Reds und die Königlichen spielen am 28. Mai in Paris den Königsklassen-Gewinner aus.

Frankfurts Cheftrainer Oliver Glasner feiert mit der Europa League Trophäe / © Arne Dedert (dpa)
Frankfurts Cheftrainer Oliver Glasner feiert mit der Europa League Trophäe / © Arne Dedert ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sie haben das Spiel zu Hause am Fernseher verfolgt. Warum nicht im größeren Rahmen?

Thurn: Ich wollte gerne im Waldstadion in Frankfurt schauen, da gab es ja ein Public Viewing. Aber ich habe etwas zu lange gezögert. Und dann waren die 50.000 Tickets einfach weg.

DOMRADIO.DE: Die Bundesligasaison lief für die Eintracht nicht unbedingt so wie gewünscht. Umso erfolgreicher hat die Mannschaft von Trainer Glasner dann in der Europa League gespielt. Wie erklären Sie sich diese beiden Gesichter der Mannschaft?

Thurn: Von der Bundesliga spricht jetzt niemand mehr. Das ist seit gestern Abend völlig unbedeutend geworden. Ich glaube, das liegt einfach daran, dass es der Eintracht immer wieder gelingt, sich total zu fokussieren, die Energie laufen zu lassen und mit der Stadt zusammen diese Europa League-Nächte zu feiern.

DOMRADIO.DE: Eintracht Frankfurt heißt ja im Vereinsregister SGE Sportgemeinde Eintracht. Es gibt also auch andere Sportarten als Fußball in der SGE. Welche Bedeutung hat aber der Verein auch für das soziale und gesellschaftliche Miteinander in Frankfurt?

Thurn: Die Eintracht ist eine Nummer in Frankfurt, das merkt man. Die Stadt und die Eintracht leben miteinander und füreinander und es gibt auch eine ganze Reihe von Affinitäten. Die Eintracht ist schon ein Verein, der mit einem hohen sozialen Engagement, mit einem klaren gesellschaftlichen Engagement in der Stadt unterwegs ist. Und das passt einfach gut zu Frankfurt.

Frankfurt ist eine weltoffene, bunte, tolerante Stadt. Der Verein legt darauf sehr großen Wert. Nicht zuletzt durch seinen Präsidenten, der sich sehr klar gegen Rechtsextremismus, gegen Hass, gegen Antisemitismus positioniert. Ich glaube, der hat sogar vor einigen Wochen die Buber-Rosenzweig-Medaille bekommen.

Eintracht und Stadt passen gut zusammen und sind irgendwie auch eins.

DOMRADIO.DE: Und was wird dann heute in Frankfurt nach dem Gewinn der Europa League passieren?

Thurn: Tja, das will ich auch gerne wissen. 2018 haben wir den Pokal gewonnen und damals war schon Land unter in der Stadt. Ich denke, das war nur der Vorgeschmack. Es werden hunderttausende Leute unterwegs sein und das wird einmalig sein. So was hat die Stadt noch nicht gesehen.

Das Interview führte Michelle Olion.

Quelle:
DR