Katholischer Auslandsbischof Koch zu seiner Asienreise

"Herzlich aufgenommen"

Der Bischof von Dresden-Meißen, Heiner Koch, ist zurück von seiner Asien-Reise. Seine Erfahrungen seien auch für die Christen in Deutschland wertvoll, sagte Koch am Dienstag in Dresden im Interview.

Bischof Heiner Koch (dpa)
Bischof Heiner Koch / ( dpa )

KNA: Herr Bischof, welche Eindrücke bringen Sie mit?

Koch: Ich habe eine große Gastfreundschaft erlebt. Zusammen mit Monsignore Peter Lang, dem Leiter des Katholischen Auslandssekretariats der Deutschen Bischofskonferenz, bin ich überall herzlich aufgenommen worden. Ich habe dort Gottesdienste gefeiert, Jugendliche gefirmt und bin mit zahlreichen Gruppierungen zusammengekommen. Die Gemeinden haben den Besuch als Wertschätzung verstanden und als Zeichen, dass sie nicht vergessen sind. Aber auch für nichtkirchliche Einrichtungen, etwa deutsche Schulen, war mein Besuch offenbar wichtig. Es zeigt, wie bedeutsam diesen Menschen die Heimat ist auch in einer Umgebung, in der sie inzwischen teilweise seit Jahrzehnten leben.

KNA: Inwieweit unterscheiden sich diese Auslandsgemeinden voneinander?

Koch: Teilweise erheblich. In Hongkong habe ich eine deutschsprachige Gemeinde erlebt, die von Menschen geprägt ist, die nur für vier, fünf Jahre von Unternehmen oder staatlichen Institutionen in diese Stadt entsandt sind. In Sydney und Melbourne sind es Menschen, die seit bis zu 50, 60 Jahren dort leben und deren Kinder heute oft die Verantwortung in den Kirchengemeinden übernommen haben. Aber auch für die deutschen Auswanderer ist es ganz wichtig, dass sie auf Deutsch beten und beichten können.

KNA: Was unterscheidet diese Reise von Ihrer vorigen als "Auslandsbischof", die Sie ins südliche Afrika führte?

Koch: Die sozialen Spannungen und die politische Instabilität sind in Afrika ungleich stärker ausgeprägt als in Hongkong und Australien. Asien blüht auf, selbst in Hongkong habe ich von den Problemen Chinas kaum etwas gemerkt. Wie mir die Menschen dort berichteten, ist der Freiraum in Hongkong erheblich größer als in den anderen Regionen Chinas.

KNA: Wieviel haben Sie von der Situation der nicht deutschsprachigen Katholiken in Hongkong erfahren?

Koch: Dort habe ich auch in einer solchen Gemeinde Gottesdienst gefeiert. Mir fiel auf, dass die meisten Teilnehmer Filipinos waren, vor allem Frauen, die als Hausangestellte arbeiten. Es war ein ganz schwungvoller Gottesdienst, der von ihrer Glaubensfreude getragen war.

KNA: Was können die Kirchengemeinden in Deutschland, die sich mit Mitgliederschwund und Priestermangel auseinandersetzen müssen, von den Gemeinden in anderen Ländern lernen?

Koch: In den deutschsprachigen Auslandsgemeinden ist eine sehr große Vertrautheit und gegenseitige Verantwortung spürbar. Ich habe immer wieder erfahren, dass auch deshalb dort Menschen zur Kirche zurückgefunden haben, die ausgetreten waren. Für unsere Gemeinden in Deutschland ist dies ein Zeichen, dass Strukturreformen wie Fusionen den Zusammenhalt in den Gemeinden nicht beeinträchtigen dürfen. Sonst wäre es für den Fortbestand des katholischen Glaubens eine Belastung.

KNA: Welchen Eindruck haben Sie von den nichtdeutschen Gemeinden mitgenommen?

Koch: Ich war überrascht, wie sehr sie von Zuwanderern aus anderen Ländern geprägt sind, aus Indonesien, Vietnam und den Philippinen. Sie frischen die Gemeinden auf und geben ihnen neue Kraft. Die Chancen einer solchen Internationalisierung werden bei uns in Deutschland zu wenig beachtet. Wir haben auch viele Katholiken, die aus dem Ausland kommen, aus Polen, Kroatien und Afrika, und sollten mehr schätzen, welchen Reichtum sie für die Kirche bedeuten.

KNA: Wie werden die Katholiken in Deutschland in den Ländern wahrgenommen, die Sie besucht haben?

Koch: Ich war erstaunt, wie sehr die Katholiken dort auf die Kirche in Deutschland schauen. Auf zwei Themen wurde ich immer wieder angesprochen. Es waren die Antworten in Deutschland auf die päpstliche Fragebogenaktion über die Einstellungen der Katholiken zu Ehe und Familie, die offenbar in anderen Ländern stark beachtet werden. In deren Gemeinden werden diese Fragen offenbar viel zurückhaltender angegangen, und das Interesse ist groß, wie die Deutschen mit diesem spannungsreichen Thema umgehen. Das zweite Thema, auf das ich immer wieder angesprochen wurde, sind die neuen Übersetzungen des Messbuchs vom Lateinischen in die Muttersprachen. Ins Englische ist sie bereits abgeschlossen, doch viele Priester halten das Ergebnis für unverständlich und eine Verschlechterung. Für die deutsche Sprache ist der Übersetzungsprozess noch im Gange. Meine Gesprächspartner haben uns aufgefordert, mit Rom im Kontakt zu bleiben, um zu besseren Lösungen zu kommen.


Quelle:
KNA