DOMRADIO.DE: An diesem Dienstag geht es los, die neue RTL Serie "Sankt Maik" startet zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr und in direkter Konkurrenz zur ARD Kirchenserie "Um Himmels Willen". Warum ist Kirche gerade so ein Thema im Fernsehen?
Bruder Paulus Terwitte (Kapuzinerpater und katholischer Medienexperte): Ich glaube, dass Kirche immer ein Thema ist. Denn beim Heiligen sind schnell auch immer Dämonen dabei und das kennen wir schon aus vielen Serien und Filmen, dass dies ein spannender Mix ist.
DOMRADIO.DE: Ein Trickbetrüger als Priester, der auch noch Geldsorgen hat und deshalb die Kirche vergolden will. Mancher könnte da spontan an den Skandal in Limburg denken. Werden in der Serie ordentlich Klischees bedient?
Bruder Paulus: Da wird natürlich mit ganz vielen Klischees gespielt. Da werden Skandale hervorgerufen. Man muss natürlich auch sagen, dass es am Ende auch blasphemisch in der Serie zugeht. Es ist nicht nur lustig, mit dem Heiligen seine Witze zu treiben. Das kann man zu Karneval und Fasching auch sehen, wenn Leute in Mönchskutten rumlaufen. Die Gemeinde so dumm darzustellen, dass sie nicht dahinter kommt, ist schon ein bisschen böse.
DOMRADIO.DE: Der Hauptdarsteller hatte im Vorfeld noch gesagt, es sei ihm wichtig, dass es nicht blasphemisch wird. Aber da hatte er wahrscheinlich überhaupt keine Chance sich durchzusetzen, oder?
Bruder Paulus: Nein, da hatte er wahrscheinlich keine Chance. Wir würden das sofort schrecklich finden, wenn sich ein Trickbetrüger zum Mufti machen würde, um eine Moschee auszunehmen oder jemand einen Rabbi spielt, der eine Synagogengemeinde ausnutzt. Da würden wir sofort an die Decke gehen. Da gäbe es sofort eine gesellschaftliche Diskussion. Insofern muss man auch sagen, dass diese Kirchenserie zeigt, wie wenig Rückhalt die Kirche in der Gesellschaft hat. Man kann sie offenbar an der Nase herumführen.
DOMRADIO.DE: RTL geht in Konkurrenz zur ARD, will eine jüngere Zielgruppe ansprechen. Ist das nicht auch eine Chance, dass die Serie das Thema Kirche jüngeren Menschen näher bringt?
Bruder Paulus: Man kann natürlich auf so einer Ulk-Schiene versuchen, Leute anzusprechen. Aber ich weiß nicht, ob wir sie damit richtig ansprechen. Wenn ich als Mönch über die Straße gehe, dann werde ich gefragt, ob ich Shaolin-Priester sei und in meinem Kloster auch Schwertkämpfe mache und Ähnliches. Da wird eine Bilderwelt bedient, die Leute aus Bilderbüchern kennen. Da wird nicht davon gesprochen, dass jemand eine heilige Berufung hat, um dem heiligen Gott in dieser Welt die Ehre zu geben.
DOMRADIO.DE: Für Gläubige ist es also problematisch, die Serie zu schauen?
Bruder Paulus: Oh nein. Wir können es alle angucken. Die Welt ist doch toll. Wir wollen uns doch alles angucken, was die Welt zu bieten hat. Wir können es uns anschauen, damit wir am nächsten Tag darüber reden können. Hoffentlich sind wir sprechfähig, zu sagen, warum wir eigentlich wollen, dass es echte Priester gibt und was es einem selber bedeutet, durch Taufe und Firmung ein Priester und Mensch zu sein. Aber da habe ich wenig Hoffnung, dass die Gläubigen da den Mund aufmachen.
DOMRADIO.DE: Was erhoffen Sie sich denn von der Serie? Vielleicht, dass Sie auf der Straße angesprochen werden und gefragt werden: Sie sind doch katholischer Priester?
Bruder Paulus: Nein, so werde ich bestimmt nicht angesprochen, weil ich schon gar nicht so rumlaufe wie der Hauptdarsteller in der Serie mit Soutane und Birett. Das gibt es heute auch schon alles gar nicht mehr. Ich glaube eher, dass man sagen wird: Da kann man mal sehen, wie man euch von der Kirche wieder hernehmt, um irgendetwas zu einem Thema zu machen. Ich selber glaube, dass die Gespräche, die ich dann zu führen habe, Gespräche sind, die wieder die Leute zur Realität führen könnten. Es ist ein Jux und ich glaube, dass die Serie auch schon nach zwei Folgen wieder eingestellt wird.
Das Interview führte Silvia Ochlast.