Katholischer Medienpreis 2006 verliehen

"Wahrheitssucher statt Witwenschüttler und Werbefuzzis"

Kardinal Karl Lehmann hat am Montagabend in Bonn drei Journalisten mit dem Katholischen Medienpreis 2006 ausgezeichnet. Cornelia Klaila (39) und Tilmann Kleinjung (35) vom Bayerischen Rundfunk erhielten die Auszeichnung für ein Radiofeature über menschliche Folgen der Tsunami-Katastrophe. "Spiegel"-Autor Mario Kaiser (36) für die Reportage "Die Kunst der Sozialklempner" ausgezeichnet.

 (DR)

Kardinal Karl Lehmann hat am Montagabend in Bonn drei Journalisten mit dem Katholischen Medienpreis 2006 ausgezeichnet. Cornelia Klaila (39) und Tilmann Kleinjung (35) vom Bayerischen Rundfunk erhielten die Auszeichnung für ein Radiofeature über menschliche Folgen der Tsunami-Katastrophe. "Spiegel"-Autor Mario Kaiser (36) für die Reportage "Die Kunst der Sozialklempner" ausgezeichnet. Die Beiträge seien beispielhaft für einen "zuverlässigen und authentischen Journalismus", der der Menschlichkeit diene, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Hören Sie den neuen Medienbischof Fürst im domradio-Interview. Marc Kerling berichtet von der Verleihung.

Der mit insgesamt 10.000 Euro dotierte Preis soll nach den Worten von Lehmann zu einem werteorientierten Journalismus motivieren. Der Intendant des Deutschlandradios, Ernst Elitz, nannte die Arbeiten der Preisträger in seiner Laudatio vorbildlich. Daran sollten sich Medien orientieren, die ihre Kunden nur noch als "Unterhaltungsjunkies" oder Empfänger von Werbebotschaften sähen. Die Branche gerate zunehmend in Misskredit, weil die Zahl der "Schlüsselloch-Reporter, Witwenschüttler und Werbefuzzis" wachse. Wichtiger seien aber "Wahrheitssucher" wie die drei ausgezeichneten Journalisten.

Medien müssen verbinden
Kardinal Lehmann warnte davor, dass die Medien immer mehr zum Selbstzweck würden oder nur gewinnorientiert arbeiteten. Entscheidend sei ihre "Verantwortlichkeit gegenüber dem Gemeinwohl". Die Presse müsse auch dann verbinden, wenn unterschiedliche Interessenlagen und ganze Zivilisationen miteinander in Konflikt gerieten, betonte Lehmann. Im Irak- und im Nahost-Krieg habe sich immer wieder die Frage nach der Objektivität der Berichterstattung gestellt. Auch die schnelle Entwicklung der Technik erhöhe den Anspruch an das journalistische Ethos. Im Zeitalter der Digitalisierung werde die Gefahr immer größer, dass Bilder manipuliert würden.

Auch der neue Medienbischof, der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst, sagte, die technische Machbarkeit dürfe nicht zum journalistischen Maßstab erhoben werden. Vielmehr sollten die Medien der menschlichen Gemeinschaft dienen. "Das ist der erste Maßstab kirchlicher Medienpolitik", sagte Fürst. Die Arbeiten der drei Preisträger nannte er vorbildlich. Darin seien journalistisches Können, ethisches Problembewusstsein und "Menschendienlichkeit" vereint.

Das Tsunami-Feature von Klaila und Kleinjung wurde im Bayern2Radio gesendet. Darin kommen Menschen zu Wort, die die Katastrophe am zweiten Weihnachtstag 2004 in Südostasien überlebten. "Spiegel"-Autor Mario Kaiser zeigt am Beispiel eines Arztes in Mecklenburg-Vorpommern, einer Sozialarbeiterin in Leipzig und eines Streetworkers in Hamburg Menschen, die "den Sozialstaat an seinen Bruchstellen zusammenhalten". Die Bischofskonferenz schreibt den Medienpreis zusammen mit der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands (GKP) und dem Katholischen Medienverband (KM) aus.

Auszeichnung für werteorientierten Journalismus
Die Deutsche Bischofskonferenz vergibt seit 2003 den „Katholischen Medienpreis". Die Auszeichnung steht in Nachfolge des seit 1974 verliehenen „Katholischen Journalistenpreises". Der Preis soll dazu beitragen, Journalistinnen und Journalisten auch künftig zu qualitäts- und werteorientiertem Journalismus zu motivieren.

Ausgezeichnet werden Beiträge, die die Orientierung an christlichen Werten sowie das Verständnis für Menschen und gesellschaftliche Zusammenhänge fördern, das humanitäre und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken und zum Zusammenleben unterschiedlicher Gemeinschaften, Religionen, Kulturen und Einzelpersonen beitragen.

Es besteht ein besonderes Interesse der Förderung von Beiträgen junger Autorinnen und Autoren. Der Preis ist nicht teilbar und wird mit jeweils € 5000.- in den Kategorien Elektronik und Print verliehen.

Verkündigungssendungen sind ausgeschlossen
Für den „Katholischen Medienpreis" sind deutschsprachige Beiträge aus den Bereichen Fernsehen, Film, Hörfunk, Printmedien und Internet (sofern es sich um einen ausschließlich journalistischen Beitrag handelt) zugelassen, die in einem Medium des deutschen Sprachraums veröffentlicht wurden. Wissenschaftliche Arbeiten, theologische Abhandlungen und Verkündigungssendungen sind ausgeschlossen. Die Einreichung kann entweder von der Autorin/dem Autor selbst oder von einer natürlichen juristischen Person erfolgen.

Über die Verleihung des Preises entscheidet eine Jury. Diese besteht aus jeweils zwei Mitgliedern oder Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz, der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands und des Katholischen Medienverbandes.