domradio.de: Mit wem sind Sie aus Essen angereist?
Tobias Papies (Sportintegrationsberater im katholischen Franz-Sales-Haus in Essen): Wir sind ein Tross unserer integrativen Sportgemeinschaft - der DJK Franz-Sales-Haus - die über 2.200 Mitglieder umfasst, wo Menschen mit und ohne geistige Behinderung gemeinsam begeistert Sport treiben. Und wir sind hier bei den Special Olympics in drei Sportarten vertreten - mit vier Tischtennissportlern, zwei Schwimmern und fünf Judokas. Außerdem haben wir noch eine integrative Unified-Basketballmannschaft, die auch an den Wettkämpfen teilnimmt.
domradio.de: Vielen sind neben den Olympischen Spielen wahrscheinlich die Paralympics bekannt. Da fallen die Sportler oftmals auf durch Protesten, Rollstühle oder technische Besonderheiten. Wie kann man sich das bei den Special Olympics vorstellen. Gibt es da für die Zuschauer überhaupt einen Unterschied zu den gewöhnlichen Olympischen Spielen?
Papies: Einige Menschen mit geistiger Behinderung haben natürlich auch eine Doppeldiagnostik - das heißt, es sind auch einige Menschen dabei, die zusätzlich eine körperliche Einschränkung haben. Aber wenn Sie als Zuschauer zu den Wettkämpfen kommen, werden Sie nicht auf Anhieb wahrnehmen, dass hier Menschen mit Behinderung miteinander wettkämpfen.
Der Unterschied zu den Paralympischen Spielen ist darüber hinaus, dass es sich bei den Special Olympics um eine Breitensport-Bewegung handelt. Das heißt, die Leute qualifizieren sich zwar für die Wettbewerbe, aber es ist eigentlich eine Sportveranstaltung auf jedem Niveau, für Jedermann, wo unterschiedliche Leistungsniveaus zusammenkommen.
domradio.de: Man wohnt aber doch in so etwas wie einem olympischen Dorf?
Papies: So kann man sich das in etwa vorstellen. Es bündelt sich natürlich auf die Hotels und Unterkünfte, die in unmittelbarer Nähe des Veranstaltungsortes sind. Denn es ist doch immer ein Aufwand für Menschen mit geistiger Behinderung, die Mobilitätsbarrieren zu meistern. So dass sich hier eine kleine olympische Familie zusammenfindet.
domradio.de: Sie sind ja mit dem Franz-Sales-Haus sehr engagiert, was das integrative Sporttreiben angeht. Wie funktioniert es genau, dass sich Menschen mit und ohne Behinderung in der Halle oder auf dem Platz gegenüberstehen und beide Seiten dabei auf ihre Kosten kommen?
Papies: Wir versuchen in allen Sportart-Bereichen, in denen es sowohl für den Menschen mit Behinderung als auch für den Menschen ohne Behinderung gewinnbringend sein kann, miteinander Sport zu treiben. Das funktioniert bei uns gut im integrativen Fitness-Bereich, in den Breitensportbereichen Tischtennis und Fußball, im Gesundheitssport - also überall da, wo das Prinzip der Leistungsmaximierung nicht unbedingt im Vordergrund steht, sondern gesundheitsorientierte oder sportliche Motive. Da ist es absolut gewinnbringend, wenn Menschen mit und ohne Behinderung einfach gemeinsam ihre Sportbegeisterung teilen.
Zu der Frage nach Konzepten: Ich finde es im Moment auffälig, dass in der Inklusion immer viel über Konzepte gesprochen wird. Es ist auch wichtig, diese zu entwickeln. Aber vor allem ist es wichtig, Begegnungen zu schaffen und Begegnungs-Plattformen einzuräumen. Ich glaube, das ist etwas, was wir im Franz-Sales-Haus besonders gut machen können. Deshalb möchte ich einladen, zu uns Kontakt aufzunehmen, einfach mal vorbei zu kommen, bei einer Großveranstaltung dabei zu sein, die inklusiven Charakter hat und einfach mal zu erfahren, dass es eigentlich kein Hexenwerk ist. Dass Menschen sowohl mit als auch ohne Behinderung die gleiche Begeisterung für den Sport haben können und auch ungeachtet von Beeinträchtigung miteinander an den Tisch oder an den Ball treten können.
Das Interview führte Daniel Hauser.