Katholisches Traditionsdinner gerät wegen Trump in die Kritik

Bühne für derbe Sprüche

Profane Späße und persönliche Angriffe - Donald Trump lieferte beim Al-Smith-Dinner der katholischen Kirche in New York eine Reihe von Entgleisungen. Kardinal Timothy Dolan gerät in die Kritik, ihm eine Bühne geboten zu haben.

Autor/in:
Bernd Tenhage
Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump am 17. Oktober 2024 während des 79. jährlichen "Alfred E. Smith Memorial Foundation Dinner" der Erzdiözese New York in New York.  / © Gregory A. Shemitz/OSV News (KNA)
Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump am 17. Oktober 2024 während des 79. jährlichen "Alfred E. Smith Memorial Foundation Dinner" der Erzdiözese New York in New York. / © Gregory A. Shemitz/OSV News ( KNA )

Kamala Harris, Vizepräsidentin und Spitzenkandidatin der Demokraten, hatte es schon vor Wochen angekündigt. Am traditionellen Al-Smith-Dinner werde sie nicht teilnehmen. Schon vor Beginn der traditionellen Wohltätigkeitsveranstaltung kritisierte der Gastgeber, Kardinal Timothy Dolan, die Absage von Harris und fügte laut US-Medien einigermaßen sarkastisch hinzu, dass die Demokratin stattdessen "eine dieser Zoom-Schalten oder so etwas" geschickt habe.

1945 wurde das Dinner ins Leben gerufen

Auch ohne Kamala Harris spiegelte das Dinner das vergiftete im Land kurz vor der Präsidentschaftswahl. Es war untermalt von Buh-Rufen und parteiischem Gejohle; und damit das Gegenteil von dem, was das zu Ehren des ersten katholischen Präsidentschaftskandidaten Alfred E. Smith benannte Dinner traditionell einmal war. 1945 wurde es erstmals veranstaltet. Ziel ist es, Spenden für wohltätige Zwecke zu sammeln. Eine Eintrittskarte kostet 5.000 US-Dollar.

Beleidigungen und Anspielungen unter der Gürtellinie

Den Ton setzte Donald Trump, der in seiner Rede sagte, keinen Witz über sich selbst machen zu können. Was er dann über seine demokratische Kontrahentin Kamala Harris und Präsident Joe Biden sagte, empfanden viele im Saal auch nicht als lustig. "Wir haben jemanden im Weißen Haus, der kaum sprechen kann, der kaum zwei zusammenhängende Sätze bilden kann, der geistige Fähigkeiten eines Kindes zu haben scheint. Es ist eine Person, die nichts zustande bringt, keinerlei Intelligenz hat. Aber genug über Kamala Harris."

Wiederholt betonte er den Namen der Kandidatin falsch, was zu einem Zwischenruf aus dem Publikum führte: "Sie heißt Ka-ma-la". Dasselbe machte Trump anschließend mit dem Namen Barack Obamas, dessen Mittelnamen Hussein er in der abgelesenen Rede hervorhob.

Unter die Gürtellinie ging es beim Erwähnen einer lange zurückliegenden Affäre von Doug Emhoff während seiner ersten Ehe, über die er öffentlich gesprochen hatte. Er rate Harris für den Fall eines Wahlsiegs, "ihren Ehemann Doug nicht in die Nähe der Kindermädchen zu lassen". Als einige im Publikum aufstöhnten, fügte Trump hinzu: "Das ist ein fieser Ratschlag."

Kardinal Timothy M. Dolan, Erzbischof von New York, spricht mit Medien am 19. Oktober 2023 beim 78. jährlichen "Alfred E. Smith Memorial Foundation Dinner" der Erzdiözese New York in New York / © Gregory A. Shemitz/OSV News (KNA)
Kardinal Timothy M. Dolan, Erzbischof von New York, spricht mit Medien am 19. Oktober 2023 beim 78. jährlichen "Alfred E. Smith Memorial Foundation Dinner" der Erzdiözese New York in New York / © Gregory A. Shemitz/OSV News ( KNA )

Kritik an Kardinal Dolan

Der Auftritt illustrierte die Kritik des "National Catholic Reporter", der Kardinal Dolan in einem Leitartikel vorhielt, Harris für ihre Nichtteilnahme zu rügen und Trump zu normalisieren. "Wir sind enttäuscht, dass Sie nicht den Mut hatten, sich gegen Trump zu stellen", war dort schon vor der Veranstaltung zu lesen.

Erwähnt werden die von Trump bei einer Wahl angekündigte Massendeportation von Millionen Einwanderern, seine Rolle beim Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 und der Schuldspruch in der Schweigegeldaffäre um die Darstellerin Stormy Daniels. Die richtige Entscheidung des Kardinals wäre gewesen, "die üblichen Einladungen auszusetzen".

Kamala Harris in Videobotschaft: "Bloß keine Katholiken beleidigen"

In einer vorab aufgezeichneten Videobotschaft trat Harris gemeinsam mit der Komikerin Molly Shannon auf, die in ihre Rolle als katholisches Schulmädchen Mary Katherine Gallagher aus "Saturday Night Live" schlüpfte. Diese gab Harris den Rat, bei dem katholischen Dinner keine Katholiken zu beleidigen. Harris erwiderte, das würde sie nirgendwo tun. "Das wäre so, als würde man Detroit in Detroit kritisieren." Ein Seitenhieb auf Trumps Tritt in den Fettnapf bei einer Rede in der Stadt in der Vorwoche.

US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris bei einer Videobotschaft während des 79. jährlichen "Alfred E. Smith Memorial Foundation Dinner" der Erzdiözese New York in New York / © Gregory A. Shemitz/OSV News (KNA)
US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris bei einer Videobotschaft während des 79. jährlichen "Alfred E. Smith Memorial Foundation Dinner" der Erzdiözese New York in New York / © Gregory A. Shemitz/OSV News ( KNA )

Der dreiminütige Clip stand eher in der Tradition des Al-Smith-Dinners, löste aber wegen der fehlenden Unmittelbarkeit der Sketche insgesamt wenig Heiterkeit aus. Am Ende des Abends drängte sich bei nicht wenigen der Eindruck auf, der Kardinal wäre besser beraten gewesen, auf die Einladung der Kandidaten ganz verzichtet zu haben. Zumal er vorgewarnt war: Schon 2016 hatte Trump das Dinner entgleisen lassen - in Anwesenheit von Hillary Clinton.

Quelle:
KNA
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