Das sagte Bormann am Dienstagabend in Stuttgart. Diskutiert werde mit Blick auf die Sexualmoral über viele weltkirchliche Vorgaben, bei denen die deutschen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) "kein Mandat für eine Änderung" hätten.
Wer über alle reden wolle, müsse damit rechnen, dass er "am Ende nichts bewegt", so Bormann. Stattdessen verlangte er, über die Fragen zu sprechen, die die Menschen direkt angingen und bei denen Änderungen vor Ort möglich seien. Insgesamt hält der Moraltheologe den Synodalen Weg für "dilettantisch vorbereitet". Zugleich räumte Bormann ein, dass Reformen der Sexualmoral dringend notwendig seien. Diese seien aber «universalkirchlicher Art» und müssten auch auf Ebene der Weltkirche geändert werden.
Universalkirchliche Regelungen oder Freiheit für den Einzelnen?
Der emeritierte Tübinger Moraltheologe Dietmar Mieth sprach sich für mehr Vertrauen in die moralische Erfahrungen aus. Es gelte, Menschen auch da Freiheit zuzugestehen, wo sie falsch genutzt werden könne. Das "Hineinregieren" der katholischen Kirche in Fragen der Sexualität habe sich sehr stark erst im 19. Jahrhundert weiterentwickelt und ist für Mieth mit kirchlichen Machtansprüchen verbunden.
Bormann und Mieth sprachen in der katholischen Akademie zum Thema "Sexualität verstehen und gestalten". Bormann gehört dem Deutschen Ethikrat und der Ethikkommission der Bundesärztekammer an; zudem ist er Berater der Bischofskonferenz. Mieth war im schweizerischen Fribourg weltweit der erste Nicht-Priester auf einem Lehrstuhl für katholische Moraltheologie.