Krebskranker Brüsseler Kardinal De Kesel mit neuem Buch

"Keine Religion hat ein Monopol"

Kardinal Jozef De Kesel hat ein neues Buch geschrieben. "Glaube und Religion in einer modernen Gesellschaft" erscheint an diesem Mittwoch. Es sei wichtig, dass es der Kirche heute darum ginge, ihre Frohe Botschaft zu verkünden und anzubieten.

Kardinal Jozef De Kesel / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Jozef De Kesel / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )

Der krebskranke Brüsseler Kardinal Jozef De Kesel hat ein neues Buch über "Glaube und Religion in einer modernen Gesellschaft" geschrieben. Es erscheint an diesem Mittwoch im Pariser Verlag Salvator.

Kirche solle ihre Frohe Botschaft verkünden und anbieten

Der französischen Zeitung "La Croix" sagte De Kesel, nach drei Operationen im August, Dezember und kürzlich sowie einer laufenden Chemotherapie fühle er sich dauerhaft schwach. Sowohl seine Krankheit als auch sein Nachdenken über die Pandemie ließen ihn denken, sowohl er selbst als auch die Gesellschaft als Ganze müsse manchmal Umwege einschlagen, um zum Ziel zu gelangen.

Der Kirche heute müsse es darum gehen, ihre Frohe Botschaft zu verkünden und anzubieten, so der Kardinal. Das sei etwas ganz anderes als die Christianisierung vergangener Zeiten. Eine Gesellschaft "wieder christlich zu machen", sei heute weder möglich noch wünschenswert. "In einer säkularisierten Gesellschaft hat keine Religion ein Monopol, und es gibt nur eine Lösung, nämlich Toleranz", sagte De Kesel im Interview.

Die Kirche in hundert Jahren

Wie die Kirche in hundert Jahren aussieht, wisse er nicht, so der Brüsseler Erzbischof weiter. "Wir wissen nicht, was bleiben wird - aber auch nicht, was entsteht." Die Institution Kirche sei notwendig, aber womöglich nicht in allen Ausfaltungen, die es heute gebe. Die Kirche werde "bescheidener und demütiger" sein als in der Vergangenheit, zeigt sich De Kesel überzeugt. Sie werde aber auch keine Minderheitenkirche sein, zumindest nicht in Frankreich oder Belgien.

Unterschiedliche Grade von Zugehörigkeit und Interesse an Kirche

Einen Christen könne man heute in einer nicht christlichen Welt nicht immer erkennen, sagte der Kardinal. Es gebe unterschiedliche Grade von Zugehörigkeit und Interesse an Kirche. Jene, die in Kontakt mit der Kirche stehen, sollten "gut empfangen, respektiert und gehört werden, ohne Vorurteile". Es gelte als Christ "zu bezeugen, sich zu begegnen, zu sein, was ich bin - aber ich kann nicht meinen Glauben einem anderen geben"; das könne nur Gott.

Der 73-jährige De Kesel ist seit 2015 Erzbischof von Mecheln-Brüssel, Vorsitzender der Bischofskonferenz und belgischer Militärbischof. Im April 2020 gab er die Leitung der Erzdiözese für die Dauer seiner Krankheit ab; sie liegt übergangsweise bei den Weihbischöfen Jean-Luc Hudsyn (74), Jean Kockerols (62) und Koen Vanhoutte (63) sowie Generalvikar Etienne Van Billoen.

Papst Franziskus macht De Kesel 2016 zum Kardinal

2016 machte Papst Franziskus De Kesel zum Kardinal. Der polyglotte Flame steht für einen vermittelnden kirchenpolitischen Kurs und tritt intellektuell, besonnen und gemäßigt auf. Mit dem vormaligen Bischof von Brügge verbinden sich Hoffnungen auf eine Trendwende in der belgischen Kirche, die in den vergangenen Jahren, auch aufgrund von Skandalen um sexuellen Missbrauch, eine tiefe Glaubwürdigkeitskrise durchlebte.


Quelle:
KNA
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