Der Kapellenvorstand als Eigentümer der Glocke habe mehrheitlich deutlich gemacht, dass er keinen Strafantrag stellen werde, teilte die evangelische Landeskirche Hannovers am Mittwoch mit. Es bleibe aber abzuwarten, ob die zuständige Staatsanwaltschaft wegen besonderen öffentlichen Interesses von sich aus Ermittlungen einleite.
Auseinandersetzung mit nationalsozialistischer Vergangenheit
"Aus unserer Sicht hat die eigenmächtige Entfernung des Hakenkreuzes und des Schriftzugs den Aufarbeitungsprozess in Schweringen eher erschwert als vorangebracht", sagte der Leiter der Rechtsabteilung des Landeskirchenamts, Rainer Mainusch. Natürlich sei es zunächst einmal zu begrüßen, wenn es ein Hakenkreuz weniger gebe.
Aber: "Die notwendige Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit und ihren Folgewirkungen in der Gegenwart lässt sich nicht mit einer Flex bewältigen."
Die Landeskirche sehe die Verantwortlichen in der Kirchengemeinde jetzt in der Pflicht, den Aufarbeitungsprozess weiter fortzuführen. Nächster Schritt sei die Begutachtung der Glocke durch einen Sachverständigen, um festzustellen, wie schwerwiegend die Beschädigung ist.
Streit um die Hakenkreuz-Glocke
Am Dienstag war bekanntgeworden, dass Unbekannte sowohl das Hakenkreuz als auch den Schriftzug "dies Kreuz gab Gelingen half Zwietracht bezwingen" von der Glocke im Turm der Schweringer Kapelle entfernt hatten. An der Kirchentür wurde eine Bekennerschreiben gefunden, in der die Aktion als "Frühjahrsputz" betitelt wurde, der frischen Wind ins Dorf bringen solle.
Der Streit um die Hakenkreuz-Glocke in Schweringen war vor kurzem eskaliert. Nachdem die Öffentlichkeit im September 2017 von den Symbolen erfahren hatte, entschied der Kirchenvorstand im März, die Glocke weiter zu nutzen. Die Landeskirche tat sich schwer mit diesem Beschluss, Pastor Axel Hellwege focht die Entscheidung wegen Verfahrensfehlern an. Bis zur Klärung sollte die Glocke außer Betrieb bleiben.