Katholisches Büro zur geplanten Mensch-Tier-Bestattung

"Keine unterschiedslose Beerdigung"

Gemeinsam mit dem geliebten Hund ins Grab: Stephan Dreyer, der Leiter des katholischen Büros in Hamburg, kann diesen Wunsch verstehen. Er betont aber auch, dass die Würde des verstorbenen Menschen gewahrt bleiben müsse. Wie geht das?

Stilisierte Pfote auf einem Grabstein / © Klaus-Dietmar Gabbert (dpa)
Stilisierte Pfote auf einem Grabstein / © Klaus-Dietmar Gabbert ( dpa )

DOMRADIO.DE: In Hamburg werden gemeinsame Bestattungen von Tier und Mensch bald möglich sein - das hat die Hamburgische Bürgerschaft beschlossen. Erlaubt werden soll es, die Urne mit der Asche eines Tieres beisetzen zu lassen, in der man später selbst bestattet werden möchte. Herr Dreyer, sind Sie einverstanden mit der gemeinsamen Beisetzung?

Stephan Dreyer (Leiter des katholischen Büros Hamburg): Wir als Kirchen haben viel Verständnis dafür, dass die Kultur in einem ständigen Wandel begriffen ist. Das gilt auch für die Bestattungskultur. Wir verstehen, dass Menschen vermehrt den Wunsch haben, dass die Urne ihres Haustiers auch in ihrem Grab beigegeben werden kann. Insofern haben wir als Kirchen Verständnis signalisiert.

DOMRADIO.DE: Wenn Sie von Verständnis sprechen, höre ich aber auch Bedenken heraus. Gab es die?

Dreyer: Ja, es gab Bedenken vorher, oder ich sage es andersherum: Unser großes Anliegen in diesem Zusammenhang ist immer, dass die Würde des Menschen und auch die Würde des verstorbenen Menschen und seines Leichnams gewahrt bleibt. Dass es keine unterschiedslose Beerdigung von Tieren und Menschen gibt. Dass es keine Formen gibt, die der Würde eines Menschen sozusagen nicht entsprechen, sondern nur einer Beseitigung eines Leichnams gleichkäme.

Das wären alles Formen, wo wir sagen würden, das entspricht nicht unserem Menschenbild. Da würden wir schon sehr deutlich Akzente setzen und sagen, dass wir dem nicht zustimmen können. Aber das ist hier ja überhaupt nicht der Fall.

DOMRADIO.DE: Soll diese Regelung für alle möglichen Haustiere gelten - also vom Wellensittich über den Hamster bis hin zum Pony?

Dreyer: Zunächt einmal geht es ja um Urnen-Beisetzungen. Die Tiere werden ja nicht in Form einer Erdbestattung dem Grab beigegeben, sondern in Form einer Urne. Üblicherweise unterscheidet man zwischen Nutztieren wie Pferd, Kuh, Schaf, Ziege und den Haustieren, die man bei sich zuhause im Haushalt hat. Das Gesetz regelt das dem Wortlaut nach nicht so genau. Aber wir gehen davon aus, dass es sich vor allen Dingen um Tiere handelt, die man zu Hause, in seiner Wohnung oder in seinem Haus hält.

DOMRADIO.DE: Sind diese Mensch-Tier-Gräber denn auf allen Friedhöfen geplant?

Dreyer: Das Gesetz regelt im Moment nur, dass der Betreiber eines Friedhofs - das ist überwiegend die Stadt, aber auch die Kirchen oder andere - solche Flächen, wo das möglich ist, ausweisen kann. Aber es gibt keine Verpflichtung, dass das alle Friedhöfe möglich machen müssten.

DOMRADIO.DE: DOMRADIO.DE hat eine Umfrage gestartet und die Nutzer gefragt: Würden Sie sich mit ihrem Haustier zusammen beerdigen lassen? Das Ergebnis zeigt, dass 50 Prozent dafür sind. Was sagt Ihnen das?

Dreyer: Das sagt mir, dass Menschen, für die ihr Haustier in den letzten Lebensjahren außerordentlich wichtig war und die eine sehr enge Beziehung mit dem Tier verband, diese besondere Beziehung auch im Tod und in der Beerdigung symbolisch bekräftigen wollen. Denken wir an die vielen alleinstehenden Menschen, für die ein Haustier emotional außerordentlich wichtig ist. Das kann ich sehr gut verstehen.

Das Gespräch führte Verena Tröster.


Quelle:
DR