Sozialbischof zum Umgang mit rassistischer Gewalt

"Keinen Millimeter nach rechts!"

Neun Menschen mit ausländischen Wurzeln sind Opfer der rassistischen Tat in Hanau geworden. Der zentrale Trauerakt fand am Mittwochabend statt. Sozialbischof Franz-Josef Overbeck gibt Handlungsanregungen für den Kampf gegen rechte Gewalt.

Gedenken in Hanau / © Boris Roessler (dpa)
Gedenken in Hanau / © Boris Roessler ( dpa )

DOMRADIO.DE: Das Attentat von Hanau ist erst wenige Tage her. Hat sich seitdem in der Gesellschaft etwas verändert, Ihrer Wahrnehmung nach?

Franz-Josef Overbeck (Bischof von Essen und Vorsitzender der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz): Ich glaube, dass das Bewusstsein für die Gefahr, die von rechts ausgeht, gestiegen ist. Das hat schon begonnen mit dem Attentat von Kassel im Sommer des letzten Jahres, aber auch mit vielen anderen Vorfällen. Im Alltag der Menschen ist das jetzt aber durch dieses horrende Geschehen von Hanau noch einmal deutlicher geworden. Ich kann dazu nur deutlich sagen: "Keinen Millimeter nach rechts".

DOMRADIO.DE: Gilt das auch für die Kirchen? Die Kirchen haben ja teilweise auch Probleme am rechten Rand.

Overbeck: Es gilt auch für Kirchen. Hier ist angesagt, dass wir eine klare Gewissensentscheidung brauchen im Blick auf die Freiheit des Menschen, auf seine Würde und damit auch auf die Würde aller Menschen. Angefangen bei den Migranten bis hin zu den jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern und vielen Menschen auch anderer Konfessionen, Religionen und Weltanschauungen. Hier geht es um einen Maßstab, der für das Gelingen eines friedlichen Lebens notwendig ist, nämlich Freiheit und Würde jedes Menschen zu achten.

DOMRADIO.DE: Wie kann die Gesellschaft, wie kann die Kirche das denn stärken? Was kann man an konkreten Schritten unternehmen?

Overbeck: Konkret können wir in der Kirche dafür Sorge tragen, dass wir uns vor allen Dingen öffentlich all derer annehmen, die sonst unter die Räder geraten, Opfer von Misshandlungen werden, oder Opfer von Vorurteilen - wie man es sehen kann, wenn man in einer Region wie ich lebt, mit vielen Migranten und Flüchtlingen, nämlich im Ruhrgebiet. Das Zweite, was wir tun können, ist nicht aufzuhören zu beten um die Wandlung und die Umkehr des menschlichen Herzens. Und das Dritte ist in der Verkündigung deutlich dafür Sorge zu tragen, dass die Würde und Achtung des Menschen immer wieder einen ganz wichtigen Platz bekommt.

Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen, Chefredakteur.

 


Quelle:
DR