Kirchenkunst aus 19. Jahrhundert in Aachen

Kelche, Kännchen, Kreuze

Die Domschatzkammer in Aachen präsentiert Goldschmiedekunst aus einer nicht immer geschätzten Kunstrichtung: Der Historismus griff im 19. Jahrhundert auf ältere Stile zurück. Mehr als 100, oft von Bürgern gestiftete kirchliche Objekte glänzen in der Schau.

Autor/in:
Ulrike Hofsähs
Eine Staurothek mit Engelsfiguren aus dem Jahr 1893 steht in einer Vitrine / © Oliver Berg (dpa)
Eine Staurothek mit Engelsfiguren aus dem Jahr 1893 steht in einer Vitrine / © Oliver Berg ( dpa )

Goldene Engelchen knien nieder und halten einen verzierten Reliquienbehälter hoch. In einer Vitrine erstrahlt ein üppig geschmückter Bischofsstab, dutzende Kelche, Kännchen, Kreuze und Tellerchen glänzen um die Wette: Die für ihre mittelalterlichen Schätze berühmte Domschatzkammer in Aachen stellt erstmals ihren wertvollen Bestand aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert aus. Die rund 130 Ausstellungsstücke sind allesamt kirchlichen Ursprungs.

Die Objekte werden unter dem Titel "Mittelalter 2.0 - Goldschmiedekunst des Historismus am Aachener Dom" gezeigt. Die Ausstellung, die parallel zur ständigen Präsentation der mittelalterlichen Kunst gezeigt wird, dauert vom 4. September dieses Jahres bis zum 19. September 2021. Der Historismus orientierte sich im 19. Jahrhundert, in der Zeit der Industrialisierung und gesellschaftlicher Umwälzungen, an früheren Kunstepochen und griff unter anderem Elemente der Gotik auf.

Manche Goldschmiedearbeiten werden heute noch verwendet

Der Ausstellung gingen jahrelange Vorbereitungen voraus. Birgitta Falk, die Leiterin der Domschatzkammer, macht kein Hehl daraus, dass damit Überraschungen und Entdeckungen verbunden waren. "Wir waren uns zwar bewusst, dass wir über einen wirklich großen Bestand an historistischen Gegenständen verfügen, aber erst jetzt konnten wir ihn genauer quantifizieren", sagte sie. Insgesamt ist mit dem auf Karl den Großen (747 - 814) zurückgehenden Dom einer der bedeutendsten Kirchenschätze Europas verbunden.

Unter anderem von Aachener Bürgern gespendet, werden die mit Edelsteinen besetzten, funkelnden Goldschmiedearbeiten teils heute noch in Gottesdiensten verwendet. Unter den vielen Kelchen ist auch einer, den 1872 der österreichische Kaiser Franz Joseph I. in Gedenken an seine verstorbene Mutter dem Dom schenkte.

Die meisten Gegenstände "nur" vergoldet

Auch Messkännchen, Reliquienbehälter, Kreuze und der durch die Coronavirus-Pandemie berühmt gewordene, prachtvolle Schrein mit den angeblichen Überresten der Heiligen Corona werden gezeigt. Doch nicht alles, was glänzt, ist reines Gold: "Die meisten Gegenstände bestehen aus Silber oder Kupfer und sind "nur" vergoldet", erklärte das Domkapitel.

Der Ausstellung sollen weitere Schauen aus dem Bestand der Schatzkammer folgen. Unter anderem sollen dann Textilien und Glasarbeiten gezeigt werden. Parallel dazu werden in der Dauerausstellung 120 Objekte gezeigt, die vor allem aus dem Mittelalter stammen. Darunter auch eine Büste von Karl dem Großen aus dem Jahr 1349.


Ein Reliquiar in Gestalt einer Reliquienprozession aus dem Jahr 1893 / © Oliver Berg (dpa)
Ein Reliquiar in Gestalt einer Reliquienprozession aus dem Jahr 1893 / © Oliver Berg ( dpa )

Goldschmiedekunst steht in einer Vitrine um den Corona Schrein / © Oliver Berg (dpa)
Goldschmiedekunst steht in einer Vitrine um den Corona Schrein / © Oliver Berg ( dpa )
Quelle:
dpa