Kevelaer blickt hoffnungsvoll auf das Pilgerjahr 2023

"Mitten im Sturm tut der Blick auf Christus gut"

Der Beginn des Marienmonats Mai ist traditionell auch der Beginn der Wallfahrtssaison in vielen Pilgerstätten. Im kleinen Ort Kevelaer am Niederrhein freut sich der Wallfahrtsrektor auf ein neues, traditionsreiches Wallfahrtsjahr.

Basilika Sankt Marien in Kevelaer / © Theodor Barth (KNA)
Basilika Sankt Marien in Kevelaer / © Theodor Barth ( KNA )

DOMRADIO.DE: Zwei Jahre lang ging wegen Corona fast gar nichts. Vergangenes Jahr gab es eine Großbaustelle, die die Wallfahrt eingeschränkt hat. Herrscht jetzt wieder Normalbetrieb?

Gregor Kauling (Wallfahrtsrektor in Kevelaer): Davon gehen wir aus. Wir vergessen ja leicht, wie die Entwicklungen waren. Die Einschränkung durch Corona war schon immens. Wir haben schließlich auch in Nordrhein-Westfalen kirchlich noch bis September letzten Jahres die Abstandsregel gehabt, weshalb deutlich weniger Menschen in die Gottesdienste rein konnten. Ganz lange ist das alles noch nicht her. Wenn Sie dann in einer riesigen Basilika mit nur 150 Leuten sitzen dürfen, ist das schon sehr einschränkend.

Wallfahrt nach Kevelaer

Die 28.000-Einwohner-Stadt Kevelaer gilt mit rund 800.000 Pilgern jährlich als die zweitgrößte katholische Wallfahrtsstätte Deutschlands nach dem bayerischen Altötting.

Anziehungspunkt ist das Marienbild "Trösterin der Betrübten" von 1641, der Zeit des verheerenden Dreißigjährigen Krieges (1618-1648).

Zu den Höhepunkten des Pilgerjahres in Kevelaer zählt neben der Wallfahrt der Tamilen auch eine seit 1985 stattfindende Motorradwallfahrt mit mehreren tausend Teilnehmern.

(KNA)

Gnadenbild in Kevelaer / © Julia Steinbrecht (KNA)
Gnadenbild in Kevelaer / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Die Baustelle hatten wir auch. Der ganze Kapellenplatz ist auch aufgrund der Leitungssystematik neu gemacht worden. Wir sind sehr froh, dass das alles gut gelungen ist. Wir sind sehr optimistisch mit Blick auf die nächsten Monate.

DOMRADIO.DE: Das Motto des diesjährigen Pilgerjahres heißt "Habt Vertrauen, ich bin es". Ist das ein Motto, was nicht auch deutschlandweit gilt?

Kauling: Wir haben eine Vernetzung der Leitungen der Wallfahrtsorte in Nordwestdeutschland, also auch aufgrund der Leitungssystematik mit dem rheinischen Raum bis nach Norddeutschland. Da treffen wir uns mehrfach im Jahr, um uns auszutauschen und Erfahrungen abzugleichen.

In diesem Kreis entsteht jedes Jahr der Leitgedanke. In diesem Jahr hatten wir uns viele Gedanken mit Blick auf die große Unsicherheit vieler Menschen durch die Kriegsproblematik gemacht, durch die Pandemie, die wir so langsam hinter uns gebracht haben sowie durch viele einschneidende Konflikte und Missbräuche in der Kirche, was auch Menschen tief verunsichert.

Da tut mitten im Sturm der Blick auf Christus gut. Deshalb haben wir dieses Wort des Auferstandenen gewählt. "Habe Vertrauen. Ich bin es." Um sich mit Blick auf ihn neu zu sammeln.

DOMRADIO.DE: Erzbischof Erik Varden aus Trondheim wird zu Gast sein, der die Pforte der Basilika öffnen wird. Warum macht er das?

Kauling: Wir sind bei den Einladungen von Bischöfen zu bestimmten großen Pilgertagen einer kleinen Systematik gefolgt und haben unterschiedliche Länder berücksichtigt. In den Jahren zuvor haben wir sehr oft Bischöfe zum Beispiel aus der Schweiz berücksichtigt. Jetzt war mal der Wunsch da, an die Grenzen kirchlichen Lebens zu gehen, also in Diasporaräume zu gehen.

Letztes Jahr war der Bischof von Reykjavik da und jetzt der Bischof von Trondheim. Er ist ein sehr interessanter Mensch. Von seiner Kindheit und Jugend aus ist er in der lutherischen Kirche großgeworden und war dann in England auf einem College, wo er die katholische Kirche kennengelernt hat und konvertiert ist.

Dann wurde er Trappisten-Mönch und hat an verschiedenen Stellen dieser Erde studiert und war schließlich Abt einer Trappisten-Abtei in England. Von da aus hat ihn 2018 Papst Franziskus zum Bischof von Trondheim berufen. Ein Mann mit einer großen theologischen Weite. Wir freuen uns auf die Begegnung.

Gregor Kauling, Wallfahrtsrektor

"Christus ist die Tür zum Leben ist. Und so schreiten wir quasi durch die Pforte der Basilika als Symbol für das Leben."

DOMRADIO.DE: Um 10 Uhr wird er mit einem goldenen Hammer drei Mal gegen das Pilgerportal der Marienbasilika schlagen. Was ist das für eine Tradition? Was hat es damit auf sich?

Kauling: Das ist ein rituelles Zeichen. Dieses dreimalige Klopfen geschieht mit dem Blick auch auf die Trinität. Die ganze Basilika in Kevelaer spiegelt in ihrer ganzen künstlerischen Ausgestaltung das Geheimnis der Dreifaltigkeit wieder, in der Farbgebung und in den Gewölben.

Das Motiv der Tür ist Christus selber, der die Tür zum Leben ist. So schreiten wir quasi durch die Pforte der Basilika. Symbolisiert wird das mit Jesus Christus selbst, also die Tür zum Leben. So wird die Pforte der Basilika zu einem Symbol für unser Leben.

DOMRADIO.DE: Ist diese Eröffnung zugleich auch schon der Höhepunkt der Marienwallfahrt in Kevelaer?

Kauling: Es ist ein Höhepunkt. Es gibt historisch gesehen schon sehr, sehr lange fünf große Höhepunkte. Dazu gehören der Wallfahrtsbeginn und das Wallfahrtsende. Allerheiligen ist das dann, wenn die Pilgerfahrt wieder geschlossen wird.

Dann gibt es Marienfeierlichkeiten. Bei uns ist das sehr stark in Kevelaer. Dazu zählen Mariä Heimsuchung am 2. Juli, Mariä Himmelfahrt am 15. August und Mariä Geburt am 8. September.

Am jeweiligen Sonntag nach diesen Feierlichkeiten ist in Kevelaer das Privileg geschenkt worden, den päpstlichen Segen spenden zu dürfen. Das hat Papst Leo der 13. Kevelaer vermacht. Das sind Großereignisse, wo auch ein Bischof jeweils da ist.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

Quelle:
DR