Kinder- und Jugendschutz bleibt Kernthema für katholische Kirche

"Das Thema ist längst nicht durch"

Gewalt, Pornografie, Cybermobbing oder sexueller Missbrauch. Kinder und Jugendliche sollen weiterhin besonders geschützt werden, das betonte der Missbrauchsbeauftrage der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Stephan Ackermann.

Schüler vor Computer (dpa)
Schüler vor Computer / ( dpa )

Die katholische Kirche in Deutschland will weiterhin großen Wert auf Kinder- und Jugendschutz legen. Dabei bleibe der Kampf gegen sexuellen Missbrauch ein zentrales Element, betonte der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, am Donnerstag in Köln. Aber es gehe auch um andere wichtige Themen wie Gewalt, Mobbing oder die Chancen und Risiken moderner Medien. Als Leiter der bischöflichen Arbeitsgruppe zum Kinder- und Jugendschutz hatte er zu einer ersten bundesweiten Tagung zu dem Thema eingeladen.

Dabei ging es um Beispiele aus der Praxis für die Praxis - mit Teilnehmern aus Jugend-, Sport- und Behindertenverbänden, aus Caritas, Orden, Bistümern, Hilfswerken und Schulen. "In der Kirche wird schon viel getan in Sachen Aufklärung, Aufarbeitung und Prävention", stellte Ackermann fest, "aber die Arbeit muss mit mindestens derselben Intensität weitergehen. Das Thema ist längst nicht durch."

Sensibilisieren und transparenterer umgehen mit dem Thema Missbrauch

Neue Herausforderungen ergeben sich aus Sicht der Praktiker durch die Flüchtlinge in Schulen, Einrichtungen und Jugendgruppen. Nicht nur diese selbst, sondern auch deren Familien müssten für das Thema sensibilisiert werden. Das sei oft nicht leicht, insbesondere dort, wo es in den Herkunftskulturen andere Einstellungen zu Sexualität und Gewalt gebe.

Auf weitere Herausforderungen wiesen der katholische Sportverband DJK und die Caritas-Behindertenhilfe hin: Im Sport sei körperliche Nähe unausweichlich, etwa durch notwendige Hilfestellungen beim Turnen. Hier sei ein besonders transparenter Umgang mit dem Thema Missbrauch notwendig.

Cybermobbing und Co. vorbeugen durch Medienbildung

Mit Blick auf Heimerziehung und Behindertenhilfe dürfe man nicht die Augen davor verschließen, dass Einrichtungen in diesem Bereich besondere Anziehungspunkte für potenzielle Täter sein könnten, betonten die Experten weiter. Studien besagten zudem, dass Mädchen und Frauen mit Behinderung zwei- bis dreimal so oft zum Opfer würden. Alles dies mache weiterhin erhöhte Aufmerksamkeit nötig.

Beim Umgang mit Medien verwiesen die Fachleute auf aktuelle Debatten über Cybermobbing, Hatespeech, Gewalt und Pornografie. Hier sei Medienbildung entscheidend: Kinder und Jugendliche selbst, aber auch Jugendleiter, Eltern und Lehrer müssten lernen, verantwortungsvoll mit Medien umzugehen, ohne diese zu verteufeln. Jugendbischof Stefan Oster betonte außerdem die Rolle von Familie und Erziehung: Nach seiner Überzeugung seien diejenigen Kinder und Jugendlichen am besten geschützt vor Gefahren, die in einer "Atmosphäre von Geborgenheit und Angenommensein" aufwachsen und dabei lernen könnten, das nicht alle Bedürfnisse sofort befriedigt werden müssten.

"Wichtig ist eine ehrliche Fehlerkultur"

Der Geschäftsführer der Caritaskommission der Bischofskonferenz, Johannes Stücker-Brüning, fasste abschließend zusammen, Kinder- und Jugendschutz müsse ein Markenzeichen der katholischen Kirche bleiben - mit der Folge, "dass es doppelt fatal ist, wenn wir hier versagen". Eine "ehrliche Fehlerkultur mit Blick auf eine vielfach unangemessene Praxis in der Vergangenheit" sei daher besonders wichtig.


Quelle:
KNA