Kinderhilfe warnt vor US-Sammelklage

Berliner Anwalt aktiv

Im Missbrauchsskandal an Einrichtungen des Jesuitenordens hat die Deutsche Kinderhilfe vor einer Instrumentalisierung von Missbrauchsopfern gewarnt. Mit Blick auf die Ankündigung einer Sammelklage durch einen Berliner Anwalt erklärte die Hilfsorganisation am Donnerstag in Berlin, es zeichne sich "eine ausgesprochen bedenkliche und für viele Betroffene negative Entwicklung ab". Die Vorgehensweise des Juristen sei kontraproduktiv und gefährde eine offene Debatte.

 (DR)

Die Kinderhilfe appellierte an die Betroffenen, «sich nicht zum Spielball juristischer Auseinandersetzungen machen zu lassen». Der Anwalt drohe mit «desaströsen finanziellen Folgen» für den Orden. Durch die öffentlichkeitswirksame Vorgehensweise würde nicht nur den konkreten Mandanten, sondern allen Betroffenen «ein Bärendienst erwiesen», betonte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Kinderhilfe, Georg Ehrmann.

«In diesem großen Missbrauchsfall treten die Verantwortlichen erstmalig offen auf, erkennen die Taten an, und es scheint sich - im Gegensatz zur Vergangenheit - eine neue Umgangskultur mit den Betroffenen zu etablieren», so die Kinderhilfe. Es bestehe damit erstmalig die Chance, dass die Kirche im Dialog mit den Betroffenen - analog zur Aufarbeitung der Heimerziehung der 50er und 60er Jahre - zu einem Ausgleich gelange.

Die Konstruktion eines US-amerikanischen Gerichtsstandes für ausschließlich in Deutschland begangene Taten könne juristisch möglich sein, moralisch sei die Vorgehensweise aber «höchst fragwürdig». Durch die öffentliche Ankündigung stelle sich die Frage, ob in dem Fall Betroffene instrumentalisiert werden sollten. Es bleibe zu hoffen, «dass nur wenige Opfer diesen Weg gehen und ein wirklicher Täter-Opfer-Ausgleich erfolgen kann».

Anwaltliche Unterstützung sei wichtig und geeignet, die Interessen durchzusetzen, so die Kinderhilfe. «Eine Verkürzung darauf, wo die höchsten Schadensersatzansprüche durchgesetzt werden können - eine "Amerikanisierung" des Verfahrens - wird es jedoch den vielen Betroffenen erschweren, die erfahrenen Verletzungen endlich bekannt zu machen", erklärt die Kinderhilfe.