Auf dem Gelände eines ehemaligen Mutter-Kind-Heims der katholischen Kirche im irischen Tuam sind Ermittler auf Überreste von Kinderleichen gestoßen. Wie die zuständige Untersuchungskommission am Freitag bekanntgab, handelt es sich dabei um Föten sowie um Kinder im Alter von bis zu drei Jahren.
Der Todeszeitpunkt lasse sich auf den Zeitraum zwischen 1925 und 1961 eingrenzen, in dem das Mutter-Kind-Heim betrieben wurde; ein Teil der Überreste stamme mutmaßlich aus den 1950er-Jahren. Näheres wolle man in weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen klären. Man gehe zudem der Frage nach, "wer verantwortlich war für die Entsorgung menschlicher Überreste in dieser Art".
Schon länger Gerüchte
Die irische Ministerin für Kinder und Jugend, Katherine Zappone, zeigte sich in einer ersten Stellungnahme betroffen: "Das sind sehr traurige und beklemmende Nachrichten." Es habe allerdings schon länger Gerüchte gegeben, dass auf dem Gelände des Heims menschliche Überreste zu finden seien: "Nun haben wir darüber Gewissheit".
Das ehemalige St. Mary's Mother and Baby Home geriet 2014 international in die Schlagzeilen. Die Lokalhistorikerin Catherine Corless hatte ermittelt, dass für den Zeitraum zwischen 1925 und 1961 in dem Heim, betrieben vom katholischen Frauenorden der Bon-Secours-Schwestern, 796 Totenscheine für Babys und Kleinkinder ausgestellt worden waren. Im gleichen Zeitraum gab es jedoch lediglich eine beurkundete Bestattung.
Ausgrenzung von unverheirateten Müttern
Seit Anfang 2015 arbeitet eine staatliche Untersuchungskommission zweifelhafte Vorgänge auf aus 14 irischen Mutter-Kind-Heimen im Zeitraum von 1922 bis 1998. Außerdem werden Geschehnisse aus drei sogenannten County Homes untersucht. Während dieser Zeit lebten insgesamt rund 35.000 Frauen in solchen Einrichtungen.
Meist handelte es sich um unverheiratete Schwangere, die dort ihre Kinder zur Welt bringen sollten. Im katholischen Irland wurden diese Frauen lange ausgegrenzt. Mitunter mussten sie in den Einrichtungen Zwangsarbeiten verrichten; die Sterblichkeitsrate der Kinder war Medienberichten zufolge unverhältnismäßig hoch.