Bisher gelte dies nur für Kleriker, nicht aber etwa für Laien oder Ordensschwestern, sagte Zollner am Donnerstag bei einem Gespräch mit internationalen Journalisten in Rom. Zudem sei sexueller Missbrauch kirchenrechtlich bisher unzureichend definiert. Über diese Reformen werde derzeit aber beraten.
Dass strenge Regeln zur Prävention von Missbrauch "und ihre konsequente Umsetzung" Wirkung zeigten, belegten im Übrigen Zahlen etwa aus den USA. Dort sei seit 2002, als die US-Bischöfe nach dem Bostoner Missbrauchsskandal Maßnahmen ergriffen hatten, "die Zahl neuer Anschuldigungen extrem gesunken", sagte Zollner. Derzeit gebe es pro Jahr acht bis zwölf neue Vorwürfe. Auch der im August dieses Jahres vorgelegte Grand-Jury-Bericht aus Pennsylvania bestätige dies: von den 302 genannten Tätern bezögen sich 299 auf Fälle vor dem Jahr 2002.
Konsequent weiterarbeiten
Auch wenn das Bewusstsein für das Thema Missbrauch und den Umgang damit weltweit wachse, müsse und könne die Kirche in einigen Ländern noch viel mehr tun, forderte der Psychologe und Theologe. Das gelte etwa "für die ganze Kirche, nicht nur die Bischöfe" in Spanien und Italien. Die Italienische Bischofskonferenz hat in dieser Woche über ihre Leitlinien erneut beraten.
Als Beispiele von Ländern, in denen die Kirche bisher am meisten im Kampf gegen Missbrauch getan habe, nannte Zollner neben den USA, Kanada, Irland, Großbritannien, Deutschland, Australien, die Niederlande und Belgien. Allerdings müsse man dort konsequent weiterarbeiten. "Dieses Thema wird uns noch lange nicht verlassen", so Zollner.
"Zölibat an sich kein Risikofaktor"
Angesprochen auf den Risikofaktor Zölibat betonte Zollner, dass sämtliche unabhängige Untersuchungen weltweit bisher zeigten: "Der Zölibat an sich ist kein Risikofaktor für sexuellen Missbrauch." Mangelnde sexuelle und persönliche Reife bei einem Zölibatären erhöhe hingegen das Risiko, zum Täter zu werden.