Kirche bemüht um Transparenz ihres Vermögen

Äpfel, Birnen, kirchliche Finanzen

Die Kirche und das liebe Geld. Ein Dauerbrenner - erst recht seit den Debatten um das Limburger Bischofshaus und um das Papstwort von der "armen Kirche für die Armen". Doch Transparenz ist gar nicht so leicht.

Autor/in:
Gottfried Bohl
Erzbischöfliches Ordinariat in München / © Christina Sabrowsky (dpa)
Erzbischöfliches Ordinariat in München / © Christina Sabrowsky ( dpa )

Köln, Paderborn und jetzt München: Welches katholische (Erz-)Bistum ist das reichste in Deutschland? Mit dem an diesem Montag veröffentlichten Gesamtvermögen von rund 6 Milliarden Euro hat sich München-Freising an die Spitze gesetzt - vor Paderborn mit 4 und Köln mit 3,42 Milliarden. Zumindest auf den ersten Blick. Doch wie so oft steckt auch hier der Teufel im Detail - wenn diese Formulierung in Sachen Kirchenfinanzen erlaubt ist.

Was umfasst das Vermögen?

Denn zum einen beziehen sich die neuen Zahlen aus München auf das Jahr 2015, die Paderborner und Kölner Zahlen auf 2014. Zum anderen sind in Paderborn der Erzbischöfliche Stuhl und das Domkapitel noch nicht erfasst - mit diesen Zahlen sei nicht vor 2018 zu rechnen, heißt es. Dagegen kommt die Münchner Summe durch die Addition der Vermögenswerte der sechs größten Rechtsträger inklusive der stillen Reserven zustande. Das Erzbistum alleine weist dabei eine Bilanzsumme von 3,3 Milliarden Euro aus. Hinzu kommen der Erzbischöfliche Stuhl, die drei wichtigsten Stiftungen sowie der Pensionsfonds für die Geistlichen.

Schon diese wenigen Zahlen deuten das grundsätzliche Problem an: Was sind Äpfel, was sind Birnen und was lässt sich wie miteinander vergleichen? Einig sind sich die 27 deutschen Bistümer vor allem beim Ziel ihrer Transparenz-Offensive: Nach den Debatten um die Finanzierung des Limburger Bischofshauses wollen sie verlorenes Vertrauen zurückgewinnen. Und in Zeiten, in denen sich ein Papst Franziskus nennt, eine "arme Kirche für die Armen" fordert und ein Wirtschaftssystem anprangert, das "tötet", ist es umso notwendiger, Rechenschaft abzulegen über die sinnvolle Verwendung kirchlicher Gelder.

Bemühungen um klare Aufsichtsstrukturen

Allgemein üblich ist es inzwischen auch, detaillierte und von unabhängigen Wirtschaftsprüfern testierte Bilanzen vorzulegen. Und viele Bistümer bemühen sich auch um klare Aufsichtsstrukturen nach dem Motto: Wer das Geld ausgibt, soll sich diese Ausgaben nicht selbst genehmigen können.

Damit enden aber auch schon die Gemeinsamkeiten. Denn ein einheitliches Bewertungssystem gibt es bisher nicht. Auch keine einheitliche Linie, ob zum Beispiel nur das Vermögen des Bistums selbst veröffentlicht wird oder auch das einzelner Stiftungen, des Bischöflichen Stuhls oder anderer Rechtsträger.

Auch bei der Art der Rechnungslegung sind die Bistümer unterschiedlich weit. Die meisten stellen um von der bisher in den meisten öffentlichen und kirchlichen Verwaltungen üblichen kameralistischen Buchführung auf die doppelte Buchführung gemäß Handelsgesetzbuch. Andere tun sich noch schwer mit dieser sehr aufwendigen Umstellung oder favorisieren Zwischenformen zwischen Kameralistik und Doppik. Auch Experten aus Wissenschaft und Finanzwesen sind sich hier übrigens keinesfalls einig, welches System denn nun tatsächlich das sinnvollste ist für die Kirchen.

Verpflichtungen bleiben außen vor

Doch selbst wenn alle Vermögenswerte komplett und einheitlich erfasst wären, wäre dies auch nur die eine Seite der Medaille. Denn noch so gewaltige Zahlen sagen ja noch nichts aus über die Verpflichtungen, die mit diesem Besitz verbunden sind: Zum Beispiel wollen Mitarbeiter ordentlich bezahlt und Gebäude unterhalten werden. Und wegen des demografischen Wandels und der anhaltenden Niedrigzinsphase müssen immer höhere Rücklagen gebildet werden, um Pensionszusagen einhalten zu können.

Überhaupt kann kirchliches Vermögen "nie Selbstzweck sein", wie es der Münchner Generalvikar Peter Beer bei der Vorstellung der Zahlen betonte. Auch für die Akzeptanz in der Öffentlichkeit spielt es natürlich eine wichtige Rolle, ob das Geld für Luxusbauten ausgegeben wird oder für Flüchtlings- und Entwicklungshilfe, für kirchliche Schulen oder für das Gemeindeleben vor Ort.

Wobei hier noch eine andere Schwierigkeit bei der Bewertung und Vergleichbarkeit der kirchlichen Finanzen sichtbar wird: Denn verlässliche Zahlen gibt es nur für die zentralen Körperschaften, aber nicht für die Kirchengemeinden, Pfarreistiftungen, Klöster etc. Und das gilt für alle deutschen Bistümer mit ihren rund 11.000 selbstständigen Pfarreien.


Quelle:
KNA