Er nehme mit Sorge wahr, wie viele sich für den Synodalen Weg so festgelegt hätten, dass sie verkündeten, die Kirche könne nur "gerettet" werden, wenn ihre Überzeugungen zum Tragen kämen, erklärte Koch am Freitagabend in einer Predigt zum Drei-Königs-Empfang des Erzbistums Berlin.
Mit dem auf zwei Jahre angelegten Synodalen Weg wollen die Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland beraten. Ein Ziel ist es, nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Schwerpunktthemen sind die Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche. Höchstes Gremium des Prozesses ist die Synodalversammlung mit mehr als 200 Frauen und Männern. Vom 30. Januar bis 1. Februar 2020 steht die erste Synodalversammlung in Frankfurt/Main an.
"Nagelprobe"
Er sei sicher, dass die "Nagelprobe" des Synodalen Weges erst nach dessen Abschluss komme, betonte Koch. Es werde sich dann die Frage stellen, ob die Kirche bei vielleicht nicht oder nicht umfassend befriedigenden Ergebnissen ihren Weg in Deutschland trotzdem gemeinsam weitergehe. Der Synodale Weg dürfe überdies kein "innerkirchliches Spiel" werden, warnte der Erzbischof. Die Kirche sei "kein Selbstzweck", sondern für alle Menschen da.
Der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken, Bernd Streich, mahnte bei dem Empfang alle Gläubigen, "den Synodalen Weg mitzugestalten, durch eigene Beiträge und durch das Gebet". Er betonte: "Wir brauchen auch in der Kirche keine schweigende Mehrheit." Unter Berufung auf Papst Franziskus forderte der Vorsitzende der höchsten Laienvertretung im Erzbistum: "Starre Hierarchien und leblose Traditionen gilt es zu überwinden."
"Sehr offen und intensiv sprechen"
Koch äußerte sich bei dem Empfang auch zum Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche. "Wir haben uns bemüht, mit den Staatsanwaltschaften, mit Juristen und mit der Missbrauchskommission wirkliche Aufklärung zu leisten und Schritte der Prävention zu gehen, um solche Verbrechen möglichst auszuschließen", versicherte der Erzbischof. Er dankte den Opfern, mit denen er mit der Missbrauchsbeauftragten des Erzbistums "sehr offen und intensiv sprechen konnte".
Überdies warb Koch um Verständnis für den Umbau der Sankt-Hedwigs-Kathedrale. In vielen Gesprächen mit Kritikern des Projekts sei ihm deutlich geworden, dass es bei der Kathedrale um persönliche Fragen von Ausgrenzung und Wertschätzung gehe. Dies sei ihm "bewusst und schmerzvoll nah". Zugleich mahnte er die Kritiker zu "innerkirchlicher Solidarität" mit den Entscheidungen, die begründet und beraten seien.