"Kirche in Not" würdigt Papstbesuch in der Mongolei

Franziskus bringt Hoffnung und Begeisterung

Am Donnerstagabend reist Papst Franziskus in die Mongolei. In diesem Land leben gerade mal 1.500 Katholiken, aber die Kirche dort ist lebendig und wächst. Michael König vom Hilfswerk "Kirche in Not" erklärt die Hintergründe.

Die Kathedrale St. Peter und Paul in Ulaanbaatar / © alenvl (shutterstock)
Die Kathedrale St. Peter und Paul in Ulaanbaatar / © alenvl ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Welche Rolle spielen die Christen in der Mongolei?

Michael König, stellv. Geschäftsführer von Kirche in Not (KiN)
Michael König, stellv. Geschäftsführer von Kirche in Not / ( KiN )

Michael König (stellvertretender Geschäftsführer des Hilfswerks "Kirche in Not"): Der Anteil der christlichen Bevölkerung ist in der Mongolei recht klein. Nur knapp zwei Prozent der etwa 3,2 Millionen Einwohner sind Christen. Die Mongolen sind überwiegend Buddhisten, rund 58 Prozent.

Im ganzen Land gibt es nur rund 1.500 Katholiken, die vor allem in den wenigen großen Städten leben. Die katholische Kirche im Land betreibt Schulen und soziale Einrichtungen. Auch wenn es nur wenige Katholiken gibt, so sind die Gemeinden doch sehr lebendig.

DOMRADIO.DE: Die Geschichte der Kirche in der Mongolei ist noch sehr jung und hängt mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion zusammen. Wie und unter welchen Umständen hat dort alles angefangen?

König: Die Kirche in der Mongolei hat quasi bei null angefangen. Die postkommunistische, demokratisch gewählte Regierung hatte die katholische Kirche 1992 eingeladen, ins Land zu kommen. Es kamen Wenceslao Selga Padilla, der spätere Apostolische Administrator, und zwei weitere Priester.

Michael König

"Die ersten heiligen Messen wurden in einem Hotel gefeiert, später wurden Appartements gemietet."

Die ersten heiligen Messen wurden in einem Hotel gefeiert, später wurden Appartements gemietet. Über internationale Organisationen und die Botschaften konnten erste Kontakte zu Gläubigen geknüpft werden. Als der Heilige Stuhl 2002 die Apostolische Präfektur in der Hauptstadt Ulan-Bator errichtete, lebten in der Mongolei gerade einmal 114 Katholiken.

DOMRADIO.DE: Laut Verfassung ist in der Mongolei Religionsfreiheit garantiert und religiöse Diskriminierung verboten. Mit welchen Problemen haben Christen in der Mongolei dennoch zu kämpfen?

König: Die Religionsfreiheit ist seit der neuen Verfassung aus dem Jahr 1992 fest verankert, auch die offizielle Trennung von Staat und Kirche. Religionsgemeinschaften müssen sich bei einer staatlichen Behörde registrieren.

Die Genehmigungsverfahren können schon einmal langwierig sein, in der Regel muss dieses Verfahren jedes Jahr wiederholt werden. Eine weitere Herausforderung sind die immensen Entfernungen. Das Land ist fast fünf Mal so groß wie Deutschland, hat aber nur 3,2 Millionen Einwohner. Hinzu kommen auch klimatische Bedingungen.

"Kirche in Not" hatte in der Vergangenheit die wenigen Priester im Land mit Mess-Stipendien unterstützt, aber auch Reparaturarbeiten in der Kathedrale St. Peter und Paul in der Hauptstadt mitfinanziert und ein Auto für eine der Kongregationen, die in dem Land arbeiten, angeschafft. Unser Hilfswerk fördert aktuell die lokale Kirche mit einigen Projekten, um den bevorstehenden Besuch des Papstes zu ermöglichen.

DOMRADIO.DE: Papst Franziskus wird ab Donnerstag die Mongolei besuchen. Was schätzt er an diesem Land und seinen Einwohnern?

König: Beim Mittagsgebet am vergangenen Sonntag sagte er, dass er dem "edlen, weisen Volk mit vielen religiösen Traditionen aus der Nähe" begegnen möchte. Er weiß, dass es nur wenige Katholiken im Land gibt, aber er weiß auch, dass die Gemeinden sehr lebendig und aktiv sind.

Michael König

"Die Menschen freuen sich auf die Reise des Papstes."

Die Menschen freuen sich auf die Reise des Papstes. Eine Vertreterin der Apostolischen Präfektur sagte gegenüber "Kirche in Not", dass sie glaube, dass der Papst Hoffnung und Begeisterung für die Kirche, aber auch für die Menschen, die keine Christen sind, bringen wird.

Es ist das erste Mal, dass ein Papst in die Mongolei reist. Damit bestätigt Papst Franziskus das Ziel seines Pontifikats erneut, nämlich die "Kirche an den Rändern" zu besuchen. Mit seiner Reise in die Mongolei rückt das asiatische Land in den weltweiten Fokus.

Die mongolischen Katholiken brauchen den Besuch des Papstes, damit sie sichtbarer werden und internationale Unterstützung erhalten. Davon ist unser Projektreferent für die Mongolei, Peter Humeniuk, überzeugt. Viele Jahre lang hat niemand auch nur an ihre Existenz gedacht.

Katholische Kirche und Religion in der Mongolei

Die katholische Kirche in der Mongolei ist eine der kleinsten und jüngsten der Welt. Nicht einmal 1.500 Menschen gehören der Glaubensgemeinschaft an. So gibt es auch keine Bistümer und keine landeseigene Bischofskonferenz - dafür aber seit 2022 einen Kardinal. Der Italiener Giorgio Marengo leitet die 2020 eingerichtete Apostolische Präfektur Ulan Bator; einen kirchlichen Verwaltungsbezirk, der die Vorstufe eines Bistums bildet.

Papst Franziskus und Ukhnaagiin Khürelsükh, Präsident der Mongolei, bei der offiziellen Begrüßungsfeier am 2. September 2023 auf dem Süchbaatar-Platz in Ulan Bator in der Mongolei / © Vatican Media/Romano Siciliani/KNA (KNA)
Papst Franziskus und Ukhnaagiin Khürelsükh, Präsident der Mongolei, bei der offiziellen Begrüßungsfeier am 2. September 2023 auf dem Süchbaatar-Platz in Ulan Bator in der Mongolei / © Vatican Media/Romano Siciliani/KNA ( KNA )

DOMRADIO.DE: Obwohl in der Mongolei nur etwa 1.500 Katholiken leben, ist der Apostolische Präfekt von Ulaanbaatar, Giorgio Marengo, seit einem Jahr ein Kardinal. Wie ist es dazu gekommen?

König: Giorgio Marengo ist der jüngste Kardinal weltweit. Im Juni ist der gebürtige Italiener 49 Jahre alt geworden. Er gehört den Consolata-Missionaren an. Nach der Priesterweihe übte er seinen pastoralen Dienst in der Mongolei aus. 2003 wurde er der Mission in der Mongolei zugeteilt. Seit 2016 ist er Ordensoberer in der Mongolei und Pfarrer einer Gemeinde.

Im Jahr 2020 ernannte ihn Papst Franziskus zum Apostolischen Präfekten von Ulan-Bator und zwei Jahre später zum Kardinal. Unser Projektreferent hat in den vergangenen Wochen Kontakt mit Bischof Giorgio Marengo aufgenommen, um kurzfristige weitere und tiefere Unterstützung für die Kirche im Land zu besprechen.

Peter Humeniuk und Maria Lozano aus der internationalen Zentrale von "Kirche in Not" werden übrigens den Besuch des Papstes vor Ort begleiten.

DOMRADIO.DE: Papst Franziskus wird von Donnerstag bis Montag in die Mongolei reisen. Was erwarten Sie sich von seinem Besuch?

König: Durch den Besuch von Papst Franziskus wird die Welt auf die Mongolei schauen. Das asiatische Land kommt hierzulande eher selten in den Medien vor, mancher wird es auf der Weltkarte suchen müssen.

Michael König

"Das Land hat das Potenzial, ein wichtiger Partner für den Heiligen Stuhl in Ost- und Zentralasien und ein Vorbild für andere asiatische Länder zu werden."

Ein zentraler Programmpunkt ist aber auch eine ökumenische und interreligiöse Begegnung in Ulan-Bator. Der Besuch hat für die gesamte Region eine Bedeutung. Das Land hat das Potenzial, ein wichtiger Partner für den Heiligen Stuhl in Ost- und Zentralasien und ein Vorbild für andere asiatische Länder zu werden.

Es ist beindruckend zu sehen, dass der Heilige Vater tausende Kilometer reist, um die Brüderlichkeit zu leben und in den Dialog mit anderen Weltreligionen zu treten. Diese Reise ist auch eine Ermutigung für die zentralasiatische Bischofskonferenz, in der Katholiken aus ehemaligen Sowjetländern der Region zusammenkommen: Kasachstan, Usbekistan, Kirgisistan, Turkmenistan und Tadschikistan.

Dies sind Minderheitskirchen, mit denen "Kirche in Not" auch in Kontakt steht. Der Papst hebt mit seinem Besuch die wenigen Katholiken in der Mongolei hervor, die in ihrer Kleinheit auch der Weltkirche Leben und Licht geben.

Die Fragen stellte Jan Hendrik Stens.

Quelle:
DR