Polens katholische Bischöfe gründen eine Stiftung, um Opfern von sexuellem Missbrauch zu helfen. Auf ihrer Vollversammlung in Warschau beschlossen sie das Statut für die "Sankt-Josef-Stiftung". Sie soll ab dem nächsten Jahr Unterstützung durch Psychologen, Pädagogen, Juristen und Priester anbieten.
Der Primas und Kinderschutzbeauftragte der Bischofskonferenz, Erzbischof Wojciech Polak, nannte die Gründung der Stiftung einen "Ausdruck der Solidarität der Kirche in Polen mit den Geschädigten". Es brauche noch mehr systematische Hilfe für Menschen, die in ihrer Kindheit oder Jugend von Priestern oder anderen kirchlichen Mitarbeitern sexuell missbraucht worden seien. Unter anderem solle die bestehende kirchliche Hotline "Telefon des Vertrauens" weiterentwickelt werden. Die Pflicht zur finanziellen Entschädigung der Opfer liege weiter bei den Tätern, so Polak. Bei der Stiftung handele es sich nicht um einen Entschädigungsfonds. Die Stiftung solle stattdessen unter anderem Stipendien für Schüler und Studenten auszahlen und Präventionsprogramme fördern.
Im März hatte die Polnische Bischofskonferenz erstmals detaillierte Angaben zum Ausmaß der sexualisierten Gewalt von Geistlichen gegen Kinder und Jugendliche gemacht. Mutmaßlich 382 Priester und Ordensmänner missbrauchten demnach laut kirchlichen Akten, die von Januar 1990 bis Juni 2018 angelegt wurden, 625 Minderjährige. Die Akten umfassen Anzeigen zu Fällen, die bis ins Jahr 1950 zurückreichen. (KNA, 9.10.19)