Hoch sind die Erwartungen in Südkoreas neuen Präsidenten - nicht nur in der katholischen Minderheit. Moon Jae-in (64), praktizierender Katholik und Kandidat der Demokratischen Partei, der die auf den 9. Mai vorgezogene Präsidentenwahl mit 41 Prozent der Stimmen gewann, soll einen politischen Neuanfang starten, soziales Gleichgewicht schaffen und die Korruption bekämpfen.
"Frieden und Gerechtigkeit"
Das Land brauche einen "glaubwürdigen Führer", gab der Vorsitzende der Koreanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Hyginus Kim Hee-joog (Gwangju), dem Nachfolger der vom Obersten Gericht im März abgesetzten Präsidentin Park Geun-hye (65) mit auf den Weg. Moon müsse jetzt "Grundprinzipien achten und Schritte unternehmen, die auf wahren Frieden und Gerechtigkeit jenseits der aktuellen Konflikte und Konfrontationen" zielten, so Erzbischof Kim.
Aufhorchen ließ Moon beim Amtsantritt mit der Ankündigung, außenpolitisch stärker als Vermittler im eskalierenden Konflikt um die atomare Aufrüstung in Nordkorea zu agieren, um die gegenwärtig verhärteten Fronten zu durchbrechen. Mit Chinas Präsidenten Xi Jinping hat er darüber bereits in einem längeren Telefonat gesprochen.
Moon auch zu Besuch in Pjöngjang bereit
Für dieses Anliegen will er ebenso in Washington und Tokio werben. Und wenn es die Umstände erlaubten, werde er auch zum Gespräch mit Nordkoreas Diktator Kim Jong-un nach Pjöngjang reisen. In diesem Kontext deutete Moon, selbst Sohn nordkoreanischer Flüchtlinge, an, auch den Aufbau des Raketenabwehrsystems THAAD, mit dem die USA bereits begonnen haben, zu überprüfen.
Bereits im Wahlkampf war er zum Kurs der Regierung von Donald Trump, die zuletzt auch eine militärische Option nicht mehr ausgeschlossen hat, auf Distanz gegangen. Nicht ohne Sorge verband daher das Weiße Haus seine Gratulation zum Amtsantritt Moons mit dem Wunsch, er möge weiterhin die "Allianz stärken" sowie die "langjährige Freundschaft und Zusammenarbeit" vertiefen.
Bischöfe gegen "Balance der Macht"
Mit einer Rückkehr zum Dialog, wozu zumindest laut nordkoreanischen Medien auch in Pjöngjang Bereitschaft bestehe, entspräche Moon jedenfalls dem stets von den Bischöfen in Südkorea hochgehaltenen Wunsch. Immer wieder drängen sie darauf, im Verhältnis zwischen Süd- und Nordkorea für eine "Balance des Friedens und nicht eine Balance der Macht" einzutreten.
Konfrontation und ständige Aufrüstung erhöhten nur die Gefahr eines militärischen Konflikts, so Bischof Lazzaro You Heung-sik (Daejeon), der Vorsitzende der Bischöflichen Kommission Justitia et Pax, im vergangenen Herbst. Beide Seiten sollten auf Atomwaffen verzichten und ihre Beziehungen im Dialog klären.
Die Bischöfe halten - anders als inzwischen viele der 50 Millionen Südkoreaner, unter denen die Katholiken einen etwa 11-prozentigen Anteil stellen -, langfristig an der Hoffnung auf eine Wiedervereinigung ihres seit mehr als 60 Jahren geteilten Landes fest.