Außerdem übersehe eine solche Flüchtlingspolitik, dass die Frage des Gemeinwohls über die Grenzen eines einzelnen Staates hinausreiche, beklagte der Vatikan-Vertreter im Ständigen Ausschuss der UN-Flüchtlingskommission (UNHCR) in Genf am Mittwoch. Erzbischof Silvano Tomasi warf der Weltgemeinschaft mangelnden politischen Willen bei der Beendigung von Konflikten und anderer Ursachen von Flucht und Vertreibung vor.
Der Vatikan verlangte, bei der Vergabe internationaler Entwicklungshilfen müssten Aufnahmeländer von Flüchtlingen besonders bedacht werden. Es gelte, eine Destabilisierung der betreffenden Staaten und damit weitere Vertreibungen zu verhindern.
Fehlende Fluchtwege, inakzeptable Aufnahmebedingungen
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen kritisierte fehlende legale Fluchtwege nach Europa und inakzeptable Aufnahmebedingungen in Griechenland. "Die EU muss endlich den Schutz von Menschenleben statt von Grenzen in den Mittelpunkt ihrer Politik rücken", betonte die Organisation in Berlin. Deutschland als einflussreicher EU-Staat müsse darauf dringen, dass Flüchtlinge legal nach Europa fliehen können, erklärte der Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland, Florian Westphal. "Während Menschen auf der Flucht nach Europa gezwungen sind, das Mittelmeer auf überfüllten Booten zu überqueren und dabei ihr Leben zu riskieren, lassen die Staats- und Regierungschefs Zäune bauen und schließen Grenzen. Das ist beschämend", so Westphal.
Unterdessen pochte das Deutsche Rote Kreuz (DRK) auf einen leichteren Familiennachzug für in Deutschland lebende Flüchtlinge aus Syrien. DRK-Präsident Rudolf Seiters forderte, das Visumverfahren für Familienangehörige weiter zu vereinfachen. Dies könne verhindern, "dass sich Familienangehörige auf den irregulären und lebensgefährlichen Weg über das Mittelmeer begeben".
Caritas: Migration kein Verbrechen
Caritas Europa rief zur Umsiedlung von afrikanischen Flüchtlingen nach Europa auf. "Resettlement kann Millionen Menschen vor der Vergessenheit in den Flüchtlingslagern retten", teilte die Organisation am Mittwoch in Brüssel mit. Die EU-Kommission hatte vorgeschlagen, 20.000 Flüchtlinge aus Drittstaaten, etwa aus Lagern in Syrien, zu holen, um die Länder außerhalb Europas zu entlasten.
Die Aufnahme von 20.000 Menschen sei nur ein kleiner Beitrag, die EU-Staaten sollten sich darauf einigen, viel mehr Menschen aufzunehmen. "Europa kann das, wenn es nur will", sagte Caritas-Europa Generalsekretär Jorge Nuno Mayer. Migration sei kein Verbrechen, Politiker müssten eine starke Position zu Solidarität und zum Schutz der Menschenwürde einnehmen. Dafür seien sichere und legale Wege nach Europa ein erster wichtiger Schritt.
Die Staats- und Regierungschefs treffen sich am Donnerstag und Freitag in Brüssel, um unter anderem über die EU-Flüchtlingspolitik zu beraten.