Bei der "Protestkampagne" gegen die Begegnung von Patriarch Kyrill I. und Papst Franziskus im Februar auf Kuba handle es sich "um nichts anderes als Pharisäertum", sagte der Außenamtschef, Metropolit Hilarion, laut Kirchenangaben vom Mittwochabend. Das Treffen beider Kirchenoberhäupter habe vor allem dem Schutz der Christen im Nahen Osten gedient und dazu beigetragen, dass Russland und die USA wenige Tage später ein Waffenstillstandsabkommen für Syrien auf den Weg gebracht hätten.
"Orthodoxe Eiferer"
Hilarion sprach von "orthodoxen Eiferern", die den gemeinsamen Friedensappell des Patriarchen und des Papstes verurteilten und dazu aufriefen, in den Gottesdiensten auf die obligatorische Fürbitte für Patriarch Kyrill I. zu verzichten. "Was ist das, wenn nicht der ultimative Ausdruck von Heuchelei?" Er warf den Gegnern des Treffens vor, die russisch-orthodoxe Kirche isolieren und spalten sowie in eine "Sekte ähnlich ihrer eigenen Gruppe" verwandeln zu wollen.
Russisch-orthodoxe Kritiker der in der kubanischen Hauptstadt Havanna unterzeichneten Erklärung des Patriarchen und des Papstes werten diese als Verrat des orthodoxen Christentums. Sie sehen durch eine Annäherung an die katholische Kirche eigene Traditionen bedroht.
Oberstes Führungsgremium wertet Havanna-Erklärung als Erfolg
Das oberste Führungsgremium der Kirche, der von Kyrill I. geleitete Heilige Synod, hatte die Havanna-Erklärung am Wochenende als Erfolg gewertet. Sie habe geholfen, das Leben von tausenden Menschen im Nahen Osten zu retten. Zudem hätten sich Kyrill I. und Franziskus gemeinsam gegen die Diskriminierung von Christen gestellt und zum Schutz von ungeborenen Kindern aufgerufen.
Das Treffen von Kyrill I. und Franziskus vom 12. Februar war die erste Begegnung der Kirchenoberhäupter aus Moskau und Rom seit der Entstehung des Moskauer Patriarchats im 15./16. Jahrhundert. In der gemeinsamen Erklärung heißt es, das Treffen solle "die Christen in aller Welt inspirieren, Gott mit neuem Eifer um die volle Einheit aller seiner Jünger zu bitten". Die Kirchenführer riefen zugleich zu Frieden in Syrien, im Irak und in der Ukraine auf.