Die Gemeinde von Pfarrerin Margaret Cave gehört in England zu den Pionieren: Ihre Kirche in Greenwich im Südosten Londons ist landesweit eine der ersten, die ein Kartenlesegerät haben. Seien es größere Einmalspenden, Zahlungen für Hochzeiten oder auch für das Mieten von Räumlichkeiten - all das geht in der Christ Church heute schon bargeldlos.
In den genannten Fällen sei die Zahlung mit Karte praktisch, lobt Pfarrerin Cave. Problematisch werde es jedoch bei der Kollekte. Das Gerät könne man schlecht im Gottesdienst herumreichen, weil dazu eine Handyverbindung benötigt werde. Aber hierfür hat die Pastorin eine Lösung gefunden: Man könne doch jemanden am Ausgang positionieren, der mit dem Gerät Spenden entgegennimmt.
Positive Rückmeldungen
In 16.000 Kirchen und Einrichtungen soll die Bezahlung mit Karte möglich werden, wie die Kirche von England kürzlich ankündigte. Sie reagiert damit darauf, dass Briten immer seltener Bares in der Tasche haben und stattdessen zunehmend mit Karte zahlen. Mehr als jede zweite Rechnung in Großbritannien wird nach Angaben des Handelsverbands British Retail Consortium heute schon mit Karte beglichen.
Dass die Christ Church ein Kartenlesegerät einsetzt, geht auf ein Pilotprojekt der Kirche von England im Sommer 2017 zurück, bei dem 60 Kirchen mit der nötigen Technik ausgestattet wurden. Die Rückmeldungen seitens der Gläubigen seien durchweg positiv gewesen, berichtet Cave. Ähnliche Erfahrungen meldeten andere Gemeinden zurück, so dass die Kirche von England nun mit zwei Kartenzahlungsanbietern - iZettle und SumUp - Verträge schloss.
Kartenlesegeräte in großen Kirchen
Alle Kirchen, Kathedralen und kirchlichen Einrichtungen, die zur Kirche von England gehören, können sich über deren Einkaufsportal nun preisgünstig ein Kartenlesegerät anschaffen. Es kostet 19,50 Pfund (rund 22 Euro), ansonsten fallen reduzierte Transaktionsgebühren pro Zahlung an. Möglich soll auch sein, mit dem Handy mittels Apple und Google Pay zu zahlen - per Chip und PIN oder gar kontaktlos, wie es in Großbritannien heute vielerorts möglich ist.
Um das Spenden noch attraktiver zu machen, möchte die Kirche von England zusätzlich zu den einfachen Kartenlesegeräten in größeren Kirchen Digitalstationen installieren, etwa in Kathedralen. Auf den Stationen könne man dann die Unterstützer auch gleich darüber informieren, wofür ihre Spende eingesetzt werde, sagt Esther Stewart, die bei der Kirche von England für die Unterstützung von Kirchengemeinden zuständig ist.
Tests zeigen auch mehr Bargeldspenden
"Dadurch dass die Kartenlesegeräte am Ausgang sichtbarer sind als unsere normalen Spendenboxen, die daneben stehen, haben bei Tests auch die Bargeldspenden zugenommen", berichtet Stewart. Das Hauptproblem sei nach wie vor die Benutzbarkeit der Geräte. Man arbeite schließlich viel mit Freiwilligen und die hätten keine Lust, sich stundenlang mit Gebrauchsanleitungen und Internetverbindungen auseinanderzusetzen. Deshalb sei die einfache Bedienbarkeit für die Kirche wichtig gewesen.
Am Ende bekamen die Unternehmen iZettle und SumUp den Zuschlag. "Mit einer so angesehenen Institution wie der Kirche von England zusammenzuarbeiten, ist ein wahres Privileg", sagt Marc-Alexander Christ, Mitbegründer von SumUp.
"Bequemere und schnellere Bezahlung"
Ob es darum geht, Hochzeitsplanungen zu vereinfachen oder eine Kirchenfeier zu organisieren, die Option Kartenzahlungen eröffnet Esther Stewart zufolge die Chance einer bequemeren und schnelleren Bezahlung. "Wir wollen innerhalb der nächsten fünf bis sechs Jahre alle 16.000 Kirchen mit Kartenlesegeräten ausstatten", sagt sie, "auch weil die Menschen immer weniger Bargeld bei sich haben."
Auch in Deutschland kennt man die Vorzüge, die das Zahlen mit Karte hat. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz etwa wolle mittelfristig "digitale Kollekten" möglich machen, hieß es vergangene Woche. Ob es sich dabei um einen "digitalen Klingelbeutel" mit der Möglichkeit zum elektronischen Spenden oder eine wohl kostengünstigere Spenden-App handeln soll, ist noch nicht entschieden.