Natürlich gibt es keinen Beweis für die Existenz ewigen Lebens, aber im Christentum kann der Glaube an Gott nicht ohne die Möglichkeit ewigen Lebens gedacht werden. Schon am Beginn des Christentums steht die Erfahrung des liebenden Gottes, der dem Menschen nahe ist, der vorbehaltlos liebt und dessen Liebe kein Ende kennt.
Hier liegt ein Grund für den Glauben an das ewige Leben, wie der Theologe Andreas Bell erklärt: "Wenn Gott seine Liebe garantiert niemals zurückzieht, dann kann das auch mit dem Tod des Menschen nicht enden. Damit Gott den Menschen wirklich ewig liebt, kann die Existenz eines Menschen für Gott mit dem Tod nicht aufhören."
Ewiges Leben – nur eine Theorie?
Soweit so gut – aber ist das nicht doch nur Theorie?
Der entscheidende Grund, der für das ewige Leben spricht, ist im Christentum letztlich Jesus Christus selbst. Wenn er der von Gott Gesandte ist, der Messias, dann muss seine Botschaft von Gott selbst kommen. Und vom ewigen Leben spricht Jesus immer wieder. Es gehört zentral zu seiner Botschaft dazu, dass der Mensch leben soll in der Erwartung ewigen Lebens:
"Die eindeutigste Aussage Jesu zu dem Thema ist sein eigener Kreuzestod", meint Andreas Bell, "weil er aus der Gewissheit heraus lebt, dass selbst der medizinische Tod den Menschen niemals aus dem Leben herausreißen kann, das der Mensch bei Gott hat. Das heißt im Vertrauen auf das ewige Leben hat Jesus gelebt und ist er gestorben."
"Noch heute wirst du mit mir im Paradies sein"
Am Kreuz sagt der sterbende Jesus zu seinem Mitgekreuzigten: "Noch heute wirst du mit mir im Paradies sein" (Lukas 23,43), sagt der sterbende Jesus am Kreuz seinem Mitgekreuzigten zu. Und hier gibt er bereits einen Einblick, welche Qualität das ewige Leben hat. Doch wie könnte das Paradies aussehen?
Die wenigen Aussagen die das Neue Testament dazu macht, beschränken sich auf Aussagen wie z.B., dass alle Tränen von den Augen abgewischt werden (Offenbarung 21,4). Oder: "Noch schauen wir wie durch einen Spiegel, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht" (1 Korinther 13,12).
Daraus hat die Kirche die Lehre abgeleitet, dass der Mensch nach seinem Tod zur Anschauung Gottes gelangt. Andreas Bell fasst es so zusammen: "Das, was wir jetzt glauben, werden wir dann sehen."
Und darum definiert die Kirche das ewige Leben als ein Leben in der Gemeinschaft mit Gott. So wie Jesus selbst. Er ist vom Tod erstanden. Die Erfahrung der Begegnung mit dem auferstandenen Jesus bringt den Apostel Paulus in seinem Brief an die Korinther zu der Überzeugung: "Gott hat den Herrn auferweckt. Er wird durch seine Macht auch uns auferwecken." (1 Korinther 6,14)
Gottes Liebe zum Menschen endet nicht, auch nicht mit dem Tod
Doch was vom Menschen soll da ewig leben, da doch der Leib im Tod zerfällt. Ist es die Seele, die zwar noch kein Wissenschaftler wirklich nachgewiesen hat, von der aber schon die Bibel spricht? Dort wird für Seele das griechische Wort psyche verwendet und meint das Lebensprinzip des Menschen, was ihn als Person zuinnerst ausmacht.
Bell befürwortet, dass es so etwas geben muss, denn, "wenn wir sagen, dass Gottes Liebe auch nach dem Tod nicht aufhört, dann muss es ja so etwas geben, wie eine Identität. Einen Jemand, den Gott dann auch noch liebt." Die Seele sieht er als Bild dafür, dass der Mensch in Ewigkeit nicht verloren gehen kann.
Wie man sich das ewige Leben und die Rolle von Leib und Seele dabei auch vorstellen mag, entscheidend ist für den Theologen Andreas Bell dabei vor allem, "dass wir uns darauf verlassen dürfen, nach dem Tod die Geborgenheit in Gottes Liebe mit eigenen Augen zu schauen und wir eine Ewigkeit Zeit haben – auch wenn es dann keine Zeit mehr gibt – uns darüber von Herzen zu freuen."