Das Wort "Blasphemie" stammt aus dem Griechischen und bedeutet eigentlich "schlecht über jemanden reden". Die Bibel bringt diese üble Nachrede in den Zusammenhang mit dem Sprechen über Gott. Als Blasphemie gilt da vor allem der Missbrauch des Namens Gottes. So heißt es im Alten Testament: "Du darfst den Namen Gottes nicht zum Nichtigen nennen."
Den Gottesnamen nicht in falsche Zusammenhänge bringen
Gemeint ist, so erklärt Bibelwissenschaftler Gunter Fleischer: "Du darfst den Namen Gottes nicht in Zusammenhänge bringen, die eigentlich mit dem Wesen Gottes und mit dem, wie er eigentlich ist, nicht zusammenzubringen sind."
Beispiele können sein: einen Meineid schwören, eine vermeintliche Ironie oder das Ausstoßen eines Fluches – immer im Zusammenhang mit dem Namen Gottes. Im Judentum wird das Gebot so wichtig, dass man dazu übergeht, den Gottes-Namen Jahwe sicherheitshalber überhaupt nicht mehr zu nennen. So kommt es dazu, dass in der Heiligen Schrift der Juden der Name zwar aufgeschrieben wird (JHWH), dieser aber beim Vor-Lesen bewusst ersetzt wird durch "Adonai" – was übersetzt bedeutet: "Mein Herr".
Warum gerade die Ehrfurcht vor dem Namen Gottes?
Warum hier gerade die Ehrfurcht gegenüber dem Namen Gottes so betont wird, hat mit einem uns heute eher fremd anmutenden Verständnis im alten Orient zu tun, wo ein Name mehr als Klang ist. "Es ist eben nicht nur ein Name sondern dem Namen wird Wirksamkeit zugeschrieben", erklärt Fleischer.
Gott hat sich dem Mose im Alten Testament selbst mit einem Namen vorgestellt, der soviel mehr ist als nur ein Name: Jahwe - bedeutet übersetzt: Ich bin wirksam da. Diese Gottesvorstellung wird im Christentum übernommen. Das wird im Vater-Unser-Gebet deutlich, das Jesus die Jünger lehrte, und zwar gleich in der ersten Bitte: "Geheiligt werde dein Name".
Jesus greift die Bedeutung des Namens Gottes im Vater-Unser auf
Diese so bekannte Zeile hat eine Bedeutung, die wohl viele Beter bisher nicht kannten. Bibelwissenschaftler Fleischer erklärt den Gedanken hinter dieser Bitte so: "Gemeint ist: 'Pass mal auf, lieber Gott. Du hast dich vorgestellt mit dem Namen Jahwe. Wenn das dein Name ist, dann zeige auch, dass du wirksam da bist.'" Umgekehrt nutzte man diese Begrifflichkeit dann da, wo Menschen Gott erfahren hatten, genau so als Feststellung, wie Fleischer betont. "Man sagte dann: 'Gott hat seinen Namen geheiligt, der Name stimmt und er hat das in die Tat umgesetzt.'"
Bei Jesus wird auch deutlich, worin dann die eigentliche Verfehlung bei der Blasphemie liegt. Als die Pharisäer ihm nämlich genau dies vorwerfen – weil Jesus vorgegeben habe im Namen Gottes zu handeln, er in Wirklichkeit aber von einem bösen Geist besessen sei – greift Jesus seine Widersacher scharf an. Er spricht von einer unentschuldbaren Verfehlung gegen den Heiligen Geist und wirft den Pharisäern dann vor, selbst Blasphemie zu begehen, wenn sie das Wirken Gottes infrage stellten, das durch Jesus geschehe.
Für Jesus ist blasphemisch, Gottes Wirksamkeit zu leugnen
Hier werde Blasphemie in das Grundsätzliche gewendet, erklärt Fleischer, "nämlich nicht anzuerkennen, dass Gott überhaupt wirken kann und wirkt. Und da, wo er am Werke ist, wird das umschrieben mit der Wirksamkeit des Heiligen Geistes. Die Blasphemie gegen den Heiligen Geist ist also keine Begriffsreiterei sondern meint die grundsätzliche Infragestellung des möglichen Wirkens Gottes überhaupt."
Erst später weitet sich der Blasphemie-Begriff und auch die Verunglimpfung von Religion an sich fällt darunter. Noch heute spielt der Begriff im deutschen Strafgesetzbuch eine Rolle. Der umstrittene Paragraph 166 wird auch als Blasphemie-Paragraph bezeichnet: Demnach kann eine Freiheitsstrafe erhalten, wer öffentlich den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer beschimpft, und zwar so, dass dabei der öffentliche Friede in Gefahr gerät.
Wer sich die biblische Warnung vor der Blasphemie zu Herzen nehmen will, kann im Vater-Unser Gebet daran denken und an der Möglichkeit von Gottes Wirken in der Welt festhalten, wenn er bittet: Geheiligt werde dein Name.