Für das Wort Buße gibt es in der deutschen Sprache mittlerweile zwei völlig unterschiedliche Bedeutungen. In der Verwaltungssprache meint Buße die auferlegte Strafe. Vom eigentlichen Wortlaut her bedeutet Buße allerdings die innere Haltung der Umkehr und Wiedergutmachung. Buße wird daher falsch benutzt etwa in dem geläufigen Satz: "Das wirst du mir büßen". Es kommt tatsächlich von "bessern", "etwas ausbessern". Raimund Lülsdorff, Glaubensreferent im Erzbistum Köln, fasst zusammen: "Kurz gesagt geht es bei der Buße darum, etwas wieder in Ordnung zu bringen, was durch schuldhaftes Tun in Unordnung geraten ist."
Vor der Buße kommt die Reue
Das aber setzt voraus, dass Schuld überhaupt als solche erkannt wird. Hier geht die Spur zum Gewissen, der inneren Stimme, die oftmals sehr wohl erkennt, dass man gesündigt hat. Eine solche Erkenntnis führt dann zur Reue. Und diese Reue ist für Lülsdorff der Ausgangspunkt der Buße und verweist dabei auf Psalm 32, wo es heißt: "Solang ich verbarg, was ich falsch machte, fühlte ich mich matt und elend." In der Erfahrung von eigener Schuld, dränge man dazu, Dinge aussprechen zu können. Vor allem gegenüber dem, von dem man wisse: "Der kann mir helfen in meiner Schuld."
Das kann zum einen der Mensch sein, dem man Unrecht angetan hat. Im christlichen Glauben ist der richtige Ansprechpartner aber auch immer Gott. Denn: Jedes falsche Handeln hat Konsequenzen im Verhältnis zum Mitmenschen, aber eben auch im Verhältnis zu Gott. Die Schuld führt zu einer Verkrümmung des Menschen, der dann nicht so ist, wie er sein könnte und wie er von seinem Schöpfer gedacht ist.
Schuld schadet – das kann Gott nicht egal sein
"Deswegen", so Lülsdorff, "kann Gott auch nicht egal sein, wenn wir etwas falsch machen, wenn wir uns versündigen am Nächsten, weil Gott die Liebe selbst ist. So wie es einen Vater oder eine Mutter nicht kalt lässt, wenn die Kinder untereinander Unfrieden und Streit haben."
Dass Gott nicht egal ist, ob der Mensch sich verfehlt oder nicht, erkennt der Christ im Blick auf Jesus. In dessen Wirken ruft er die Menschen zur Umkehr, also zur Buße auf. Und Jesus spricht den Menschen die Vergebung ihrer Fehler zu. An zahlreichen Stellen der Bibel wird Jesus mit den Worten zitiert: 'Deine Sünden sind dir vergeben.' Und hier sieht Lülsdorff auch den Grund für das Bußsakrament der Kirche, die Beichte, denn: "Wenn Christus gekommen ist zur Vergebung der Sünden, bedeutet dies, dass diese Vergebung auch weitergegeben wird, auch durch Menschen, die seine Vollmacht haben, die er selbst in seinen Dienst gestellt hat."
Buße ist keine Selbstdemütigung, sondern Antwort auf die Liebe Gottes
Wer Buße tut, wer also mit dem Wunsch der Wiedergutmachung einem Priester seine Schuld bekennt, der darf darauf vertrauen, dass Gott ihm verzeihen wird. Das hat Jesus durch sein Handeln zugesagt. Doch gerade damit haben viele Menschen heute eher ein Problem. Die Kirche enge die Menschen mit ihrem Reden von Sünde und Schuld ein, hört man dann schon einmal. Doch eigentlich geht es bei der Beichte um das genaue Gegenteil. "Wenn ich büße, antworte ich auf die Liebe Gottes, der mir diese Freiheit neu schenkt. Sünde will mich immer versklaven und einengen. Doch Gott will uns befreien. Und das geschieht durch die Buße, die ich in seiner Kraft tun kann, weil er nicht über meinen Kopf hinweg, an mir vorbei handelt, sondern immer mit mir und in mir", erklärt Raimund Lülsdorff.
Letztlich kann Buße also als ein Geschenk Gottes an den Menschen verstanden werden. Wer Buße übt, demütigt sich nicht selbst, sondern antwortet auf das Angebot Gottes, der dem Menschen mit seiner Liebe nahe ist und Versöhnung zusprechen will: So wie eine wertvolle Beziehung, die durch ein Fehlverhalten belastet wird, nur dann wirklich heilen kann, wenn die begangene Schuld eben nicht zugedeckt oder beiseite geschoben wird. Wenn sie innerhalb der Beziehung ausgesprochen wird und dann echte Vergebung erfolgen kann, wirkt das wie eine erlösende Umkehr. Voraussetzung dafür ist das Umdenken, der ehrliche Wunsch nach Besserung – die Buße.