Schaut man zunächst einmal auf den sprachlichen Hintergrund beim Vorkommen von Teufel und Satan in der Bibel, so ergibt sich ein wesentlicher Unterschied, auf den Bibelwissenschaftler Gunter Fleischer hinweist:
"Teufel stammt vom griechischen 'Diabolos', übersetzt bedeutet das: 'der Durcheinanderwirbler'. Der Satan aber ist zunächst einmal ganz neutral 'der Widersacher'." Und der sprachliche Hintergrund ist noch heute bekannt, daraus entwickelte sich nämlich der Staatsanwalt. "Das ist der Ankläger“, sagt Gunter Fleischer.
Sie bringen durcheinander und klagen an
Nun wirken "Durcheinanderwirbler" und "Ankläger" nicht gerade böse, doch beim Satan wird dann schnell klar, dass es in den biblischen Texten um jemanden geht, der aus niederen Motiven anklagt und als Gegner Gottes auftritt.
Und das ist im Grunde genommen auch der zweite im Bunde: der Teufel. Er will verwirren und so vom rechten Weg abführen. Bestes Beispiel ist die Schlange im Paradies, die ein Bild für den Teufel ist. Sie taucht direkt zu Beginn der Bibel auf, in den ersten Kapiteln des Buches Genesis. Sie will den Menschen aus der vertrauten Nähe zu Gott reißen, indem sie die Wahrheit verdreht und so zur bösen Tat verleiten will.
Das sind Bilder. Doch letztlich beschreibt die Rede von Teufel und Satan eine Erfahrung, die Menschen zu allen Zeiten gemacht haben: der Mensch kann durch bestimmte Einflüsse angeregt zum Bösen neigen und sich sogar tief darin verstricken. Gunter Fleischer formuliert es so: "Es gibt Unheilsmächte, die sich darin äußern, dass Menschen etwas furchtbares tun, was sie vielleicht gar nicht tun wollen in ihrem Inneren. Dann ist es oft gar nicht nachvollziehbar, warum." Und der Bibelwissenschaftler fügt in Anlehnung an die christliche Tradition hinzu: "Es gibt offensichtlich eine Macht des Bösen."
Biblische Bilder beschreiben geheimnisvolle Macht des Bösen
Diese Macht wird im christlichen Glauben schon allein deshalb ernst genommen, weil Jesus selbst sie beim Namen nennt und sie offen bekämpft. Häufig wird dazu in der Bibel berichtet, wie Jesus Menschen begegnet, die sich selbst nicht im Griff zu haben scheinen, die etwa wie von Geisterhand gesteuert wirre Dinge reden oder hin- und hergeworfen werden. Solche Phänomene gibt es auch heute, meint Gunter Fleischer, und verweist auf das Beispiel eines Epileptikers, "der einen Anfall hat, und den hat er nicht im Griff. Er erfährt sich einfach als fremdgesteuert. Es gibt Mächte, die das Leben beeinflussen, die einen Menschen fesseln können und damit das Leben kaputt machen." In der Bibel kommt es immer wieder zu Erzählungen, dass Jesus solchen Menschen begegnet, und sie dann aus diesen Zwängen befreit. Für die Menschen im Umfeld Jesu war die Fähigkeit, die Menschen vom Unheil befreien zu können, ein Erweis für die Macht Gottes.
Jesus von Nazareth setzt dem Spiel ein Ende - und sorgt damit für Aufsehen
Bei alledem scheint aber die Rede von Teufel und Satan mehr Fragen aufzuwerfen als zu lösen; etwa die, wo denn das Böse überhaupt her kommt, wenn Gott die Welt doch gut erschaffen hat. Da gibt es den Mythos des gefallenen Engels, wonach der Teufel zunächst ein von Gott gut geschaffenes Wesen war, der sich aber durch das Geschenk der Freiheit für das Böse entschieden hat. Ein Hintergrund dazu ist das in der Bibel überlieferte Jesus-Zitat: "Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen" (Lukas 10,18). Hier wird deutlich: Mit der Ankunft Jesu auf der Welt hat das Böse keine endgültige Macht mehr. Dennoch bleibt die Frage nach dem Bösen ein Geheimnis. Darum ist die Kirche in ihrer Geschichte bei der Definition des Bösen immer vorsichtig geblieben, worauf der Bibelwissenschaftler Fleischer hinweist:
"Es gibt keine einzige lehramtliche Umschreibung dessen, was man sich da ganz konkret vorzustellen hat. Klar ist dabei aber, dass es gegengöttliche Mächte gibt, welcher Herkunft auch immer. Biblisch gesehen kann man über diese Mächte zusammenfassen: Sie sind immer weniger als Gott und mit Jesus hat die Macht des Bösen ihr Ende gefunden."