Das Wort Bibel kommt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt Bücher. Doch der Ursprung dieser Bezeichnung hat keine sprachlichen Wurzeln, sondern mit der Geschichte von Büchern generell zu tun.
Das ursprüngliche Schreibmaterial war Papyrus. Diese Pflanze wuchs vor allem in den Gegenden des Nils in Ägypten. Für Israel war Papyrus darum ein Importprodukt, das per Schiff eingeführt wurde. Die Schiffe landeten in einem Hafen namens Byblos. Der Ort im heutigen Libanon gehörte damals zu Phönizien. Weil das Material, auf dem die ersten Texte der späteren Bibel aufgeschrieben wurden, im Einfuhrhafen Byblos ankam, wurde die Sammlung aller biblischer Bücher später Bibel genannt. Denn aus Byblos wurde später das griechische Wort "Biblion", das aber als Begriff für nur eine Buchrolle verwendet wurde. Erst durch die Sammlung mehrerer Schriftrollen, die zusammen genommen die Heilige Schrift ergaben, wählte man dann den Plural "Biblia", von dem sich das deutsche Wort Bibel ableitet.
Aus Biblion wird Biblia, die Zusammenstellung aller Bücher
Für Bibelwissenschaftler Gunter Fleischer eine logische Konsequenz, "weil die Bibel nicht ein Buch ist, sondern eine Bibliothek. Jedes Buch ist erst einmal für sich entstanden, beginnend mit dem Buch Genesis im Alten Testament und endend mit der Offenbarung des Johannes im Neuen Testament. Erst durch die Zusammenstellung ist die Bibel einerseits tatsächlich ein Buch geworden, aber zwischen diesen Buchdeckeln befinden sich eben Bücher: Biblia."
Jedes biblische Einzelbuch wurde auf einer Papyrus-Rolle festgehalten. Denn das aus der Schilfrohr-ähnlichen Pflanze gewonnene Material wurde üblicherweise zu beschreibbaren Buchrollen verarbeitet. Manche Rollen waren darum wesentlich umfangreicher als andere. So sind uns die ältesten Schriften überliefert aus dem 2. Jahrhundert vor Christus. Da ist das bis heute größte Buch der Bibel das Buch Jesaja mit 66 Kapiteln auf einer durchgehenden Schriftrolle überliefert.
Es gab zunächst keine Bibel für den Hausgebrauch
Solche Schriftrollen waren natürlich rar und wurden nicht übermäßig vervielfältigt. Sie waren nur wenigen Schrift-Gelehrten vorbehalten, dazu gab es Sammlungen am Tempel. Dort wurde ständig aus den Schriftrollen zitiert, so dass die Texte geläufig waren - doch eine Art Privat-Sammlung biblischer Texte für den häuslichen Gebrauch gab es damals nicht. "Das kann man daran feststellen, dass selbst die Evangelisten, die sich selbst immer wieder auf das Alte Testament beziehen, wahrscheinlich gar keine Bibel – also kein Altes Testament – vor sich hatten," sagt Bibelwissenschaftler Fleischer: "So erklärt sich dann auch, dass der Evangelist Matthäus an einer Stelle einen Propheten zitiert. Da heißt es: '…wie schon bei Jeremia steht'. Das folgende Zitat ist völlig richtig, nur steht es nicht bei Jeremia, sondern einem anderen Propheten."
Die Idee hinter der Namensgebung: Die Bibel ist das Buch schlechthin
Die Sammlung der heiligen Schriften zu der uns heute bekannten Bibel wurde im 3. Jahrhundert nach Christus abgeschlossen. Der Begriff Bibel war damals schon länger bekannt und bezeichnete auch zuvor schon die Sammlung von Schriften, die aus heutiger Sicht noch nicht die komplette Bibel abbildeten. Doch hinter der Idee, die Heiligen Schriften nach dem Einfuhrhafen des beschreibbaren Papyrus-Materials zu benennen, stand auch die Überzeugung, dass hier der Ursprung für das Buch der Bücher lag, für das erste Buch schlechthin. Darum wurde der Name Biblia auch nahezu identisch in die anderen Sprachen übernommen.