Kirchen in der Pandemie

"Wir brauchen in diesen Zeiten Klagemauern"

Der Systemtheologe Günter Thomas hat die Rolle der Kirchen in der Corona-Pandemie kritisiert. Die Kirchen hätten viel getan und viel geredet, aber im Kern nichts gesagt, sagte Thomas am Samstag vor der digital tagenden lippischen Landessynode.

Mund-Nase-Schutzmaske in einer Pfütze / © fotokalua (shutterstock)
Mund-Nase-Schutzmaske in einer Pfütze / © fotokalua ( shutterstock )

"Tapfer, tiefenentspannt und doch zugleich tief trostlos" hätten sich die Kirchen in ihren Statements dargestellt. Wenn sie in "stoischer Ruhe" verkündeten, dass Gott die Menschen begleite, egal was passiere, sei das ein "Heldenchristentum mit einer metaphysischen Trostlosigkeit".

Verzweiflungsglauben Raum geben

Nach Worten von Thomas sollte die Kirche die Klage, wie etwa in den Psalmen vermittelt, stärker entdecken. "Wir brauchen in diesen Zeiten Klagemauern", erklärte der evangelische Theologe, der an der Bochumer Ruhr-Universität den Lehrstuhl für Ethik und Fundamentaltheologie innehat. "Wir brauchen diese Ritzen, in die Menschen so heimlich wie öffentlich ihren Verzweiflungsglauben stecken können", sagte er.

Dazu gehöre auch die Erkenntnis, dass die Natur nicht allein schön und bewahrenswert sei, sondern wie das Corona-Virus ein Feind des Menschen sein könne, sagte der Theologe. Wer nur die Integrität der Schöpfung bewahren wolle, leugne "die Härten der Evolution". Kirche habe sich hier oftmals im Kitsch verranntVerzweiflungsglauben


Quelle:
epd