"Das hier ist kein Notprogramm. Wir treten aus voller Überzeugung ökumenisch auf", sagt Maria Jakobs. Die Chefin des katholischen Freiburger Instituts für Religionspädagogik (IRP) leitet die kirchliche Sonderschau auf der didacta mit. Bei der weltgrößten Bildungsmesse, zu der bis Samstag in Stuttgart 90.000 Besucher erwartet werden, beschäftigen sich auch die Kirchen mit genau den Themen, die in der Branche derzeit Konjunktur haben.
Das sind neben dem digitalen Wandel vor allem die Inklusion behinderter Menschen und die Integration Geflüchteter in deren neue Gesellschaftsstrukturen. Hinzu kommt bei den Kirchen das Thema Pluralismusfähigkeit der Religionen: Dahinter steht beispielsweise vor dem Hintergrund gewaltbereiter islamischer Strömungen die Frage, welchen Platz Religionen in demokratischen Systemen finden können und wollen.
Gemeinsamer Stand der Kirchen
Dass die beiden Diözesen und die zwei Landeskirchen im Südwesten mit überregionalen katholischen und evangelischen Institutionen des Bildungsbereichs einen gemeinsamen Stand betreiben, senkt nicht nur die Kosten aller Beteiligten. "Wir werden auch besser wahrgenommen und gehört", zeigt sich Jakobs überzeugt. "Nirgendwo sonst arbeiten die Kirchen so eng zusammen wie in der Bildung", betont auch der Chef des Stuttgarter Pädagogisch-Theologischen Zentrums (PTZ) der Evangelischen Landeskirche, Stefan Hermann.
Bei der didacta planen die Kirchen rund 30 Veranstaltungen. Themen der teils hochkarätig besetzten Foren und Podien sind beispielsweise "Religionsunterricht mit geflüchteten Menschen in der beruflichen Schule", "Schau nicht weg, was dein Kind mit Medien macht" oder "Zusammenleben gestalten - inklusive Impulse aus kirchlichen Schulen". Mit ihrem Status als einer von elf Sonderschauen der didacta setzen sich die Kirchen bewusst von Programm und Präsentation kommerzieller Anbieter der Branche ab.
Über konfessionelle Grenzen hinaus
Bei der Bildungsmesse präsentieren sich insgesamt mehr als 800 Aussteller aus 47 Ländern. Rund 1.500 Veranstaltungen, Foren und Seminare sind geplant. Erstmals findet am Samstag auch ein Familientag statt. Der Präsident des didacta-Verbandes, Wassilios Fthenakis, forderte bei der Eröffnung eine tiefgreifende Reform des ganzen deutschen Bildungssystems. Notwendig seien neue Ansätze, um Bildungsprozesse zu individualisieren und zu professionalisieren.
Über konfessionelle Grenzen hinaus gehen bei der didacta die kirchlichen Hilfswerke: Katholische wie Misereor und Adveniat stehen mit evangelischen wie Brot für die Welt in der prestigeträchtigen Halle 1 an einem Stand mit Unicef und der Deutschen Welthungerhilfe.
Gemeinsames Interesse hier: Unter dem Leitwort "Globales Lernen" wird die Frage der Einen Welt thematisiert. Von Misereor liegen beispielsweise Materialien für die verschiedensten Schultypen und Fächer aus, die über Fairen Handel, Menschenrechte, Flucht oder Landraub informieren. Themen, die auch im "Cafe Global" nebenan diskutiert werden können.