Von Bund und Land fließen 3,5 Millionen Euro. Der Trägerverein der Gedenkstätte kann damit künftig auch das zentrale Schlossgebäude übernehmen und für die Gedenkarbeit nutzen.
Bischof Fürst wirbt für zeitgemäße Bildungs- und Dokumentationsarbeit
Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst sagte am Donnerstag, es gelte, eine zeitgemäße Bildungs- und Dokumentationsarbeit über die nationalsozialistischen Euthanasie-Verbrechen im Südwesten zu stärken. "Für das Erinnern braucht es neben einem Ort vor allem auch die inhaltliche Auseinandersetzung mit den hier verübten Gräueltaten."
Der württembergische Landesbischof Frank Otfried July betonte, eine Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte sei auch für heutige Debatten wichtig. Entscheidend sei, jeder Form von Ausgrenzung von Anfang an zu widersprechen. Und der Freiburger Erzbischof Stephan Burger beschrieb Grafeneck als "Synonym für den Beginn des industriellen Ermordens von Menschen, die nicht den Nützlichkeitskriterien der nationalsozialistischen Ideologie entsprachen".
Gedenkstätte Grafeneck
In Grafeneck, einer früheren Einrichtung für Behinderte und psychisch Kranke, ermordeten die Nationalsozialisten im Jahr 1940 mehr als 10.000 Menschen mit Behinderung sowie Kranke. Es war die erste Euthanasie-Tötungsanstalt im Deutschen Reich. Im Zuge der nationalsozialistischen Ideologie, die kranken und behinderten Menschen das Lebensrecht absprach, wurden in ganz Europa geschätzte 200.000 Menschen ermordet. Hunderttausende Menschen wurden gegen ihren Willen zwangssterilisiert.
Die 1990 eröffnete Gedenkstätte ist laut den Trägern heute der am stärksten besuchte Erinnerungsort an die Euthanasie-Morde in Deutschland und Österreich. Jährlich kämen etwa 40.000 Besucher. Seit 2005 gibt es in Grafeneck auch ein geschichtliches Dokumentationszentrum.