Kirchen in französischer Schweiz beten neue Vaterunser-Version

Eine ökumenische Lösung

In vielen französischsprachigen Staaten wird das Vaterunser mittlerweile in geänderter Fassung gebetet - ab Ostern auch in der Westschweiz. Dass das übrige Land bei der alten Version bleibt, findet Weihbischof de Raemy unproblematisch. 

Vaterunser / © Harald Oppitz (KNA)
Vaterunser / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Warum haben Sie sich auch in der französischen Schweiz dazu entschlossen, die Vaterunser-Zeile zu ändern?

Alain de Raemy (Weihbischof in Lausanne und Genf): Wir benutzen die gleichen Bücher wie das ganze französisch-sprechende Gebiet weltweit. Das Messbuch und die Texte der biblischen Lesung in der Messe sind in gemeinsamen Büchern. Deshalb gehören wir mit zu dem Entscheid. Wir stellen das Ganze später um, aus Respekt vor den protestantischen Gemeinschaften und Kirchen in der Schweiz, die sich noch nicht entschlossen hatten. Wir haben einfach auf deren Entschluss gewartet.

DOMRADIO.DE: Hier in Deutschland ist darüber heftig diskutiert worden. Am Ende hat sich die Deutsche Bischofskonferenz entschlossen, beim Vaterunser alles beim Alten zu lassen. Wie war das denn in der Schweiz?

Raemy: Für die Bischöfe der französisch-sprechenden Bistümer war es klar, dass diese Übersetzung aufzunehmen sei.

DOMRADIO.DE: Da sind Sie jetzt auf einer Linie mit Papst Franziskus. Er hat gesagt, er finde die Übersetzung auch besser, denn ein wahrer Gott Vater führe niemanden in Versuchung. Finden Sie das auch? 

Remy: Ja, er stellt uns auf die Probe - aber das ist etwas anderes. Er führt uns nicht in Versuchung, so, dass wir eventuell noch in die Verdammung fallen würden. Das ist ganz klar. Im Jakobus-Brief steht das auch wortwörtlich. Eine Führung in Versuchung kann nicht von Gott stammen. 

DOMRADIO.DE: Ab Ostern werden Sie in den Gottesdiensten das neue Vaterunser beten. Ist dann damit das Thema in der Schweiz von Tisch - also die französische Schweiz betet in der neuen Version und die Rest-Schweiz in der alten?

Remy: Ja, das macht keine Schwierigkeit. Die Schwierigkeit wäre gewesen, wenn die Protestanten die andere Übersetzung behalten hätten, weil wir viele ökumenische Treffen haben. Natürlich gibt es auch Treffen auf nationaler Ebene. Aber dann beten die einen das Vaterunser auf Französisch und die anderen auf Deutsch. Deshalb ist sowieso der Unterschied der Sprache da. Das ist kein Hindernis, dass es im deutschsprachigen Gebiet nicht geändert wurde. Solange bei den Deutschsprachigen auch die Protestanten auf gleicher Linie sind. 

Das Interview führte Hilde Regeniter.  


Quelle:
DR