Kulturstaatsministerin Grütters hat Verständnis für offene Kirchen

"Kirchen fürchten Kontakt zu Gläubigen zu verlieren"

Kulturstaatsministerin Grütters hat Verständnis dafür, dass Kirchen während der Corona-Krise geöffnet bleiben können, während Kulturhäuser schließen müssten. Sie möchte schnelle Hilfen für Kulturschaffende organisieren.

Monika Grütters (CDU), Kulturstaatsministerin / © Sebastian Kahnert (dpa)
Monika Grütters (CDU), Kulturstaatsministerin / © Sebastian Kahnert ( dpa )

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) zeigt Verständnis dafür, dass Kirchen in der Corona-Krise offen bleiben, während Museen und Theater geschlossen sind. "Was die Kirchen angeht, haben wir im ersten Lockdown bitter erfahren müssen, dass den Menschen, die gerade in der Krise doppelt Trost und Seelsorge brauchen, sehr viel genommen wurde", sagte sie der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Freitag).

Nichtsdestoweniger sehe sie die dramatische Lage der Kultur und versuche, so gut es geht zu helfen. "Wir spüren jetzt alle, wie viel uns fehlt, wenn die Kultur stillsteht. Ich fühle mich wie auf Entzug."

"Kirchen fürchten Kontakt zu verlieren"

Außerdem, so Grütters, die Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist, weiter, "fürchten die Kirchen auch, dass sie den Kontakt zu ihren Gläubigen verlieren. Die Entwicklung zwinge dazu auch diejenigen in die Maßnahmen zur Eindämmung von Corona einzubeziehen, die keine Schuld an den hohen Infektionszahlen tragen", ergänzte Grütters.

Wenn Schulen und Geschäfte offen blieben und das Arbeitsleben weitergehe, gebe es darüber hinaus leider keinen weiteren Spielraum für Differenzierungen.

Kulturszene solle schnelle Hilfen erhalten

Der Kulturszene gelte aber nicht nur ihre große Sorge, sondern die der gesamten Regierung, betonte die Politikerin: "Man zwingt einen Bereich der Gesellschaft, die Füße aufs Neue still zu halten, der schon im ersten Lockdown in seinem Lebensnerv getroffen wurde. Das Einzige, was wir zur Abmilderung der Folgen bieten können, sind finanzielle Beihilfen - und da wollen wir schnell und effektiv handeln und tun das auch."

Dass im Entwurf zum neuen Infektionsschutzgesetz Kultur mit Fitnessstudios und Bordellen auf eine Stufe gestellt worden sei, nannte Grütters "maximal unsensibel" und "mehr als nur ein redaktioneller Fehler".

Kultur sei Teil der Demokratie

Kultur sei "kein simples Freizeitvergnügen, kein Luxus, den man sich in guten Zeiten gönnt und auf den man in schlechten einfach verzichten kann". Sie trage maßgeblich zu den notwendigen Debatten in einer lebendigen Demokratie bei.

Der Direktor des Bonner Beethoven-Hauses, Malte Boecker, wünschte sich trotzdem mehr Rücksicht auf die Kultur. "Dieser Lockdown 'light' ist für uns ja ein kompletter Lockdown, denn Konzerthäuser, Opern, Theater und Museen sind geschlossen", sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Dabei habe die Politik den Kulturschaffenden im Frühjahr zugesichert, alles dafür zu tun, damit es nicht noch einmal zu einem Lockdown komme, so Boecker.

Hilfen würden Selbstständige nicht erreichen

Der Vorsitzende des Schauspielerverbands, Hans-Werner Meyer, beklagte, dass die bisherigen Hilfen die Schauspieler nicht erreichten. Es sei von existenzieller Notwendigkeit, dass die Hilfen auch für Schauspieler, wirtschaftlich Selbstständige und Projektbeschäftigte verfügbar sei. "Die Wut ist groß, die Verzweiflung ist größer" sagte Meyer im ZDF-Morgenmagazin. Die Theater zeigten wenig Solidarität. Dabei seien die Theater die sichersten Orte der Republik.

Grütters kündigte an, dass sie sich dafür einsetze, Schauspieler bei den November-Hilfen als Solo-Selbständige zu betrachten.


Quelle:
KNA