Kirchen geben Startschuss für Beteiligung an Kulturhauptstadt-Programm

Kultur und Kirche Hand in Hand

Die Kirchen in NRW haben den Startschuss für ihre Beteiligung am Programm der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 gegeben. "Von Anfang an waren Kirchtürme geistliche Landmarken im Ruhrgebiet", sagte der Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen (EkvW), Alfred Buß, am Dienstagabend bei der Eröffnungsveranstaltung für das Evangelische Kulturbüro Ruhr 2010 in Dortmund. Auch sei gelebter Glaube in dieser Region immer schon ein Teil der Kultur gewesen und das Engagement der Kirchen somit eine Selbstverständlichkeit.

 (DR)

Zusammen mit dem Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR), Nikolaus Schneider, übergab er den Leitern des Büros, Pfarrer Andreas Volke und Pfarrer Andreas Isenburg, je einen Staffelstab.

Das Motto der Kulturhauptstadt "Kultur durch Wandel - Wandel durch Kultur" habe die Kirche im Revier, die selbst in einem Wandlungsprozess stecke, unmittelbar angesprochen, so Buß. Ziel sei es nun, "ein kulturell engagiertes, repräsentatives und nachhaltiges Profil" kirchlicher Kulturarbeit einzubringen.
Geplant sind unter anderem Musik-, Theater- und Literaturprojekte, Ausstellungen, Bildungsangebote und Veranstaltungen zum interreligiösen Dialog. Darüber hinaus sollen besonders die Kirchen als Orte der Begegnung, des Gesprächs und als Kunstwerke der Urbanität herausgestellt werden. Auch eine "Lange Nacht der Kirchen" und einen "Pilgerweg durch das Ruhrgebiet" soll es geben. An der Veranstaltung in der Dortmunder Sankt-Petri-Kirche nahmen rund 150 Vertreter aus den Bereichen Kirche, Kultur, Politik, Wirtschaft und anderer gesellschaftlicher Gruppen teil.

Kernaufgabe der Kirchen

Kulturelle Seelsorge gehöre zu den "Kernaufgaben der Kirchen", sagte der katholische Kulturstadt-Beauftragte des Bistums Essen, Michael Schlagheck. Als "kollektives Gedächtnis der Gesellschaft"
helfe sie den Menschen und der Region bei der Antwortsuche auf die großen Fragen nach Anfang und Ende, der eigenen und der gesellschaftlichen Identität. Sie sei deshalb gemeinsame Aufgabe der beiden evangelischen Landeskirchen und der Diözesen Paderborn, Münster und Essen. Bereits jetzt habe man zu einem guten ökumenischen Miteinander gefunden. Darüber hinaus werde die katholische Kirche die Kooperation vor allem mit anderen Religionen sowie mit Unternehmen, Kulturträgern und den Gewerkschaften suchen. Eigene Vorstellungen will der von ihm geleitete Arbeitskreis in wenigen Wochen vorstellen.

Die Geschäftsführer der Ruhr.2010 GmbH, Fritz Pleitgen und Oliver Scheytt, dankten den Kirchen für ihre Kooperation. "Wir fühlen uns durch ihr Engagement ermutigt", sagte der frühere WDR-Intendant Pleitgen. Ziel sei es, die rund 5,3 Millionen Menschen und alle Städte und Gemeinden im Ruhrgebiet einzubinden.
Etablierte Institution seien dabei eine große Stütze. "Vor allem sind wir interessiert an der Unterstützung der Kirchen." Auch durch sie könne gewährleistet werden, dass das Projekt Kulturhauptstadt Ruhr über 2010 hinaus identitätsstiftend wirkt.
Pleitgen kündigte unter anderem Großveranstaltungen in Essen, im Gelsenkirchener Stadion "Auf Schalke", eine Licht-Show "von Unna bis Duisburg" und eine 60 Kilometer lange Tafel auf der A 40 an.
Scheytt sagte, bislang seien mehr als 1.000 Vorschläge für Veranstaltungen eingegangen. Alle Projekte würden hinsichtlich der Begriffe Identität, Urbanität und Integration geprüft. Die Kirchen könnten zu allen Bereichen einen entscheidenden Beitrag leisten.

Die Stadt Essen will das gesamte Ruhrgebiet in seine Aktivitäten für das Kulturhauptstadt-Programm einbeziehen. 52 Kommunen sollen sich beteiligen. Parallel dazu sollen in möglichst vielen Städten kirchliche Arbeitskreise gegründet werden. Zur Vorbereitung und Durchführung stehen für Essen und das Ruhrgebiet 48 Millionen Euro zur Verfügung. 18 Millionen Euro davon bringen Stadt und Region auf. Der Rest soll durch Stiftungen, Land und Bund für projektbezogene Mittel fließen oder durch Sponsoring der Wirtschaft hereinkommen.